Caritas Präsident Landau: „Wir dürfen angesichts der täglichen Tragödien nicht abstumpfen. Eine Reform des europäischen Asylsystems ist überfällig, Hilfe vor Ort unerlässlich. “
„Solange Menschen auf der Flucht keine legalen Möglichkeiten bekommen auf sicherem Weg nach Europa zu gelangen, werden sie sich weiterhin in die Hände von Schleppern begeben und ihr Leben riskieren. Die aktuelle Abschottungspolitik wird die weltweite Situation nicht ändern und die betroffenen Menschen nicht schützen“, warnt Caritas Präsident Michael Landau anlässlich der tragischen Schiffsunglücke in der vergangenen Woche, bei denen 880 Menschen im Mittelmeer ertranken. Seit Jahresbeginn sind laut UNHCR rund 2.510 Menschen im Mittelmeer ertrunken, im Vergleichszeitraum 2015 waren es 1.855.
„Jetzt ist die Zeit, gemeinsame europäische Lösungen zu entwickeln. Ich bitte vor allem den Bundeskanzler, den Vizekanzler und den Außenminister, sich auf europäischer Ebene für ein gemeinsames Vorgehen stark zu machen. Einzelstaatliche Maßnahmen können gemeinschaftliche und menschliche Lösungen nicht ersetzen.“, appelliert Landau. Konkret fordert die Caritas, die Solidaritätskrise zwischen den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten zu überwinden und die Versorgung von schutzsuchenden Menschen gemeinsam zu schultern. „Klar ist, einige wenige Länder werden nicht auf Dauer die Aufgabe für alle anderen Länder übernehmen können. Hier haben Österreich, Deutschland und Schweden im Vorjahr Beachtliches geleistet. Daran Maß nehmend müssen die EU-Mitgliedstaaten nun insgesamt mehr Verantwortung übernehmen und auch endlich gemeinsame Verfahrens- und Versorgungsstandards sicherstellen.“
Landau sieht die EU aber auch dann gefordert, wenn es darum geht, Menschen nicht in die Arme von Schleppern zu treiben. „Papst Franziskus hat immer wieder gesagt, dass das Mittelmeer kein großer Friedhof werden darf - in der Zwischenzeit ist es längst zum Massengrab geworden. Um das Sterben im Mittelmeer endlich zu beenden, müssen sich flüchtende Menschen über sichere und legale Möglichkeiten außer Gefahr bringen können. Dies kann etwa durch mehr Resettlement-Plätze, humanitäre Visa und Aufnahmeprogramme gelingen“, so Landau. „Das vielfache Sterben macht zutiefst betroffen. Wir dürfen nicht abstumpfen angesichts der Toten. Und wir brauchen endlich ein System, das Menschenleben rettet und nicht eines, das dabei zusieht, wie Menschen sterben. Kurzfristig heißt das auch schnellstmöglich durch breite Maßnahmen zur Seerettung das Sterben von Flüchtlingen verhindern. Hier gilt es Mittel freizumachen und vorrangig Menschen zu schützen, nicht Grenzen. Die Grenzen Europas dürfen nicht zu Grenzen des Todes werden.“
(Presseaussendung 31.5.2016)