Die Direktorin der Caritas Steiermark Nora Tödtling-Musenbichler hofft auf eine stabile künftige Landesregierung, die gute zukunftsorientierte Entscheidungen trifft. „Es geht jetzt darum, das Land gemeinsam in eine gute Zukunft zu bringen“, so die Caritasdirektorin: „Es gibt viel Potential, um ein gutes Miteinander in der Steiermark zu fördern. Wir hoffen, dass die künftige Regierung bei den drängenden Themen Pflege, Bildung und Elementarpädagogik sowie Armutsbekämpfung ganz klare Prioritäten setzt und die Dinge vorantreibt.“ Die Herausforderungen seien angesichts der vielen Krisen und des hohen Spardrucks groß: „Da bedarf es einer politischen Kultur, die den Dialog auf Augenhöhe hochhält und Lösungen für ein gutes Leben aller Menschen in der Steiermark im Auge behält,“ betont Tödtling-Musenbichler.
So gehe es etwa in der Pflege darum, pflegebedürftige Menschen regional gut zu versorgen: „Es ist notwendig, dass es eine angemessene Finanzierung in der Pflege gibt und dass kleinere Häuser auch unterstützt werden. Gerade in den ländlichen Regionen ist es für die Menschen im Alltag von großer Bedeutung, dass ihre Angehörigen in erreichbarer Nähe und vertrauter Umgebung professionell betreut werden. Um die Pflege auch in Zukunft sicherstellen zu können, müssen die Rahmenbedingungen so gesetzt werden, dass mehr Menschen den Beruf ergreifen und auch dabei bleiben; dazu Maßnahmen, die den Umstieg in die Pflege für Menschen mit Berufserfahrung fördern und eine Beschleunigung der Nostrifizierungsverfahren für Fachkräfte aus dem Ausland.“
Kinderbetreuung ausbauen und Ausbildung fördern
Die Themen Kinderbetreuung und Armutsbekämpfung hängen aus Sicht der Caritasdirektorin zusammen: „Im Vorjahr war jede fünfte steirische Alleinerzieherin Klientin der Caritas. Das hat damit zu tun, dass es oft, und auch hier gerade in den ländlichen Gemeinden, an Ganztagesangeboten zur Kinderbetreuung fehlt. Daher ist der Ausbau in diesem Bereich von großer Bedeutung. Ebenso wichtig ist es, die Ausbildungsplätze in der Elementarpädagogik zu erhöhen, um die Betreuung gewährleisten zu können“, hält Tödtling-Musenbichler fest. Ein Ausbau bei den Kinderbetreuungsplätzen unterstütze zudem das Anliegen, Bildung von Anfang an zu stärken und den Familien eine offene Entscheidung über die Aufteilung von Berufstätigkeit und Betreuungsaufgaben zu ermöglichen: „Der Weg kann nicht sein, die Entscheidung von Frauen zu fördern, zuhause zu bleiben. In die Zeiten einer ‚Herdprämie‘ will wohl niemand zurück“, unterstreicht Tödtling-Musenbichler.
Armutsfestes Netz und Integration
Um armutsgefährdete Menschen zu unterstützen, sei es notwendig, den Sozialstaat sowohl auf Bundes- als auch auf Länderebene armutsfest auszugestalten: „Im Wissen beispielsweise, dass Unterstützungen im Bereich Energie im kommenden Jahr auslaufen, muss die Landesregierung darauf achten, dass Menschen nicht wieder in existentiell bedrohliche Situationen geraten“, führt die Caritasdirektorin aus. „Es wird auch darum gehen, Fremde gut in unsere Gesellschaft zu integrieren und in den Arbeitsmarkt zu begleiten. Dazu braucht es Deutschkurse ab dem ersten Tag. Mit Fokus auf Menschen mit schwierigem Zugang zum Arbeitsmarkt sind Beschäftigungsprojekte nötig, um die Menschen wieder zu befähigen.“
Zusammenhalt und soziales Miteinander stärken
Die Caritasdirektorin appelliert an alle Beteiligten, das Verbindende vor das Trennende zu stellen und das soziale Miteinander zu fördern: „Als Hilfsorganisation, die auf die Unterstützung von vielen Freiwilligen angewiesen ist, sehen wir tagtäglich, wie groß die Solidarität und der Zusammenhalt in der Steiermark ist.“ Einen positiven Umgang miteinander und Respekt in der Auseinandersetzung fordert Tödtling-Musenbichler daher auch von den politisch Verantwortlichen: „Demokratie ist kein Selbstläufer. Sie braucht das Engagement jeder und jedes Einzelnen, und sie braucht Vorbilder. Politiker*innen sollten ihre Vorbildfunktion als einen wesentlichen Teil ihrer Aufgabe sehr ernst nehmen.“
Dank an Drexler und Lang für wertschätzendes Gesprächsklima
Die Caritasdirektorin dankt dem bisherigen Landeshauptmann Christopher Drexler und dessen Stellvertreter Anton Lang sowie der Landesregierung für ihre Tätigkeit für die Menschen im Land und für eine konstruktive Auseinandersetzung zwischen Hilfsorganisation und Politik: „Auch bei inhaltlichen Differenzen oder unterschiedlichen Ansichten gab es stets ein wertschätzendes Gesprächsklima und eine konstruktive Grundhaltung. Wir hoffen, dass auch eine künftige Regierung diesen Geist aufrecht erhält, um in herausfordernden Situationen Gutes für die Menschen im Land zu bewirken.“
Foto (honorarfrei, credit: Caritas/Konstantinov): Caritasdirektorin Nora Tödtling-Musenbichler