Start einer neuen Schulform für angehende Sozialpädagog*innen & Ernennung des Cäcilia-Kappel-Wegs im Namen der Pionierin der Sozialschulen

Die Caritas Steiermark setzt einen neuen Meilenstein in der Ausbildung von Sozialpädagog*innen und startet im kommenden Schuljahr (2025/26) eine innovative, fünfjährige Ausbildung, die mit Matura abschließt. Damit entsteht die erste Schule dieser Art in der Steiermark, die den Grundstein für die fundierte und praxisnahe Ausbildung in der Sozialpädagogik legt. Die BASOP - Bildungsanstalt für Sozialpädagogik - ist im Bildungscampus Graz Grabenstraße untergebracht und startet ab September 2025 mit 30 Schüler*innen. Gleichzeitig mit der Vorstellung der neuen Schulform wurde der bislang namenlose Weg vom Schulgebäude zum Hasnerplatz offiziell als Cäcilia-Kappel-Weg eingeweiht.

Verbindung von Theorie und Praxis
Die Schulform BASOP (Bildungsanstalt für Sozialpädagogik) vermittelt umfassendes theoretisches Wissen und ermöglicht den Schüler*innen praxisorientierte Erfahrungen in einem der wichtigsten sozialen Berufsfelder. Neben allgemeinen Bildungsinhalten bietet der Lehrplan spezifische Fächer in Pädagogik, Didaktik und Praxis der Sozialpädagogik. Besonderes Augenmerk wird auf die persönliche und fachliche Entwicklung der Schüler*innen gelegt, sodass sie optimal auf die Herausforderungen des Berufsalltags vorbereitet werden.

Gezielte Initiative für Ausbildung in gefragten Qualifikationen
„Genauso wie in der Pflege und in der Elementarpädagogik fehlen in der Steiermark qualifizierte Sozialpädagog*innen. Alleine in der Caritas Steiermark schreiben wir pro Jahr rund 15 Stellen für Mitarbeitende mit dieser Ausbildung aus. Aktuell sind alleine im Raum Graz rund 30 Stellen unbesetzt, wo diese Qualifikation gefordert ist. Wir setzen hier ganz gezielt eine weitere Initiative, um zusätzliche Fachleute in Sozial- und Gesundheitsberufen auszubilden“, so Nora Tödtling-Musenbichler, Direktorin der Caritas Steiermark.

Lücke im steirischen Bildungsangebot schließen
„Mit der BASOP wollen wir eine Lücke im steirischen Bildungsangebot schließen und jungen Menschen die Möglichkeit bieten, sich gezielt auf das Berufsfeld der Sozialpädagogik vorzubereiten“, sagt Norbert Zettler, Direktor im Bildungscampus Grabenstraße der Caritas Steiermark. „Die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften im sozialen Bereich wächst stetig, und wir sind stolz darauf, mit dieser neuen Schulform hier einen wichtigen Beitrag zu leisten.“

Vielfältige Berufsmöglichkeiten und gute Jobchancen
Absolvent*innen einer BASOP haben vielfältige Berufsmöglichkeiten, beispielsweise in der Nachmittagsbetreuung, in Internaten, Horten und Kindertagesheimen, in Wohngemeinschaften, Jugendzentren, sowie in der Familienunterstützung und der Betreuung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Darüber hinaus eröffnen sich den Absolvent*innen zahlreiche weiterführende Ausbildungswege, darunter Studien an Universitäten und Fachhochschulen, Spezialisierungen im Gesundheitsmanagement sowie Fachausbildungen in höheren Sozial- und Gesundheitsberufen.

Anmeldungen sind ab sofort unter www.diesozialschule.at möglich, die ersten Schüler*innen werden im September 2025 ihre Ausbildung beginnen.

 

Ein Weg für Cäcilia Kappel –Pionierin der Sozialschulen in der Steiermark
Gleichzeitig mit der Vorstellung der neuen Schulform wurde der bislang namenlose Weg vom Schulgebäude zum Hasnerplatz offiziell als Cäcilia-Kappel-Weg eingeweiht.
Cäcilia Kappel, geboren am 21. Mai 1920 in Pöls bei Preding, war eine herausragende Persönlichkeit, die das Fürsorgewesen und die Bildung in der Steiermark maßgeblich prägte. Nach ihrer Ausbildung zur Diplomierten Volkspflegerin arbeitete sie zunächst im Jugendamt Graz und wurde 1948 von der Caritas in Graz angeworben, um das Fürsorgewesen auszubauen.

Professionelle Ausbildung für Mädchen vom Land
Als Oberfürsorgerin gründete sie noch in diesem Jahr die zweijährige „Vorschule für Familie und Beruf“ (später Zweijährige Schule für Sozialdienste). Diese Schule war gedacht für Mädchen vom Land, die bislang keine Möglichkeit hatten, einen Hauptschulabschluss zu erwerben. Das Konzept der Schule sah vor, dass die Schülerinnen bei Familien in Graz mitlebten und sich den Aufenthalt und den Schulbesuch durch ihre Mitarbeit im Haushalt verdienten. Diese Schule war ein Erfolgsmodell, sodass in den 1950er-Jahren Exposituren in Weiz, Fürstenfeld und Rottenmann errichtet wurden.

Pionierin in der Familienhilfe
1960 wurde das „Steirische Mutterhilfswerk - Familienhilfe“ ins Leben gerufen. Cäcilia Kappel initiierte eine Ausbildung zur Familienhilfe (zunächst in Form von Kursen, ab 1963 als Fachschule). Außerdem baute sie die Abteilung Familienhilfe innerhalb der Caritas weiter aus. Dieser Bereich existiert noch heute und feierte 2024 sein 75jähriges Jubiläum. In den 1970er-Jahren gründete Frau Kappel die Fachschule für Altendienste, die die Ausbildung zum Stationsgehilfen inkludierte. Selbst konnte sie ohne pädagogische Ausbildung die Schulen nicht leiten, unterrichtete jedoch an der Vorschule für Familie und Beruf bis 1963 Erziehungslehre und Lebenskunde sowie an der Fachschule für Familienhilfe Erziehungslehre, Berufskunde und Wohlfahrtspflege. Überdies hatte sie die Praxisleitung inne.

Schriften aus dem Nachlass im Franz-Nabl-Institut
Im Jahr 1983 ging Frau Kappel in den Ruhestand. Sie arbeitete dann in der Pfarre Graz-Süd mit, außerdem in der Berufsgemeinschaft der Pfarrhaushälterinnen und in der Altenpastorale der Diözese. Was ihr privates Leben betrifft, war sie auch innovativ. Sie nahm Studierende in ihre Wohnung auf, die gegen Mithilfe im Haushalt bei ihr gratis wohnen durften. Neben ihrem beruflichen Engagement betätigte sie sich als Autorin von erbaulichen Geschichten und Gedichten. Ihr Nachlass befindet sich im Franz-Nabl-Institut in Graz. Cäcilia Kappel verbrachte ihr Lebensende im Caritas Pflegewohnhaus Graz-Straßgang. Sie verstarb am 27. Juni 2002 und wurde am Friedhof in Preding beigesetzt. Frau Kappel schöpfte ihre unermessliche Kraft und Zähigkeit im Dienst der Menschen aus ihrem tiefen religiösen Fundament. Unbeirrbar und auch gegen Widerstand verfolgte sie ihre Ziele zur Förderung und zur Anerkennung von Frauen in der Gesellschaft.

Lebenswerk von Cäcilia Kappel:
1948: Gründung der Vorschule für Familie und Beruf
1960: Aufbau der Familienhilfe in der Steiermark
1963: Gründung der Fachschule für Familienhilfe
1975: Gründung der Fachschule für Altendienste

Ehrungen:
1979: Josef-Krainer-Sozialpreis
1981: Treuering der Diözese Graz-Seckau
1983: Elisabethmedaille der Caritas Österreich
1990: Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark