„Wer für sich einstehen kann, sagt leichter: Stopp! Bis hierher und nicht weiter!“ Caritasdirektorin Nora Tödtling-Musenbichler betonte zum Auftakt der Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ (25. November bis 10. Dezember) die große Bedeutung von Bildung und Selbstbestimmung für Frauen: „Dies schützt Menschen davor, in Strukturen zu geraten, die Gewalt begünstigen, oder dort zu verharren“, sagte sie in ihrem Eröffnungsvortrag zur Ausstellung „Ich möchte etwas sagen…“ der Fotokünstlerin Maryam Mohammadi im Foyer des Joanneumsviertels am gestrigen Donnerstagabend.
Tödtling-Musenbichler verwies auf die hohe Anzahl an Femiziden in diesem Jahr: „In der Caritas schauen wir hin: Gewalt gegen Frauen zu stoppen ist selbstverständlich auch für uns ein Auftrag. Es geht uns darum, Frauen zu stärken, sie in ihrer Eigenständigkeit zu fördern und sie zu befähigen, ihren Handlungsspielraum zu nutzen und auszuweiten.“
So würden etwa in der Beratungsstelle DIVAN jährlich rund 180 Frauen beraten und oft über Jahre hinweg begleitet. Eine große Rolle spielten auch über 350 Ehrenamtliche, die in Patenschaftsprogrammen mitwirkten: „Das ist ein starkes Zeichen für Solidarität“, hielt Tödtling-Musenbichler fest. „Ich danke allen Freiwilligen für dieses ermutigende Zeichen, das sagt: Es ist uns nicht egal, wie es euch geht.“
Joanneum und Caritas zeigen in einer Kooperation zur Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ eine Ausstellung der österreichisch-iranischen Künstlerin Maryam Mohammadi, die auch als psychosoziale Beraterin bei DIVAN arbeitet. In ihrer spannungsgeladenen Installation stellt Mohammadi Originalzitaten von gewaltbetroffenen Frauen in der Beratungsstelle ästhetische Fotografien gegenüber, die Schönheit, Kraft und Selbstbestimmung ausstrahlen.
Angela Vauti Scheucher, Leiterin der Abteilung für Besucher*innen des Joanneums sowie Vorsitzende des Menschenrechtsbeirates der Stadt Graz, sagte zur Ausstellung: „Hunderttausende Frauen in Österreich leben im Stillen in Gewalt, und die Opfer haben gelernt zu schweigen. Im Rahmen der Aktion „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ bietet das Universalmuseum Joanneum – wie es seinem gesellschaftlichen Auftrag entspricht – einen offenen Raum für Reflexion und Bewusstseinsbildung. Mit Mitteln der Kunst wollen wir ermutigen, das Schweigen zu brechen und Gewalterfahrungen auch hörbar und sichtbar zu machen. Als Museum führen wir gemeinsam mit der Caritas seit vielen Jahren Kooperationsprojekte durch. An der Schnittstelle zwischen Kunst und sozialen Themen der Gesellschaft bringen wir damit gemeinsam zum Ausdruck, dass Menschenrechte nicht verhandelbar sind! Mit unserem Beitrag geben wir der starken Ausdruckskraft der künstlerischen Arbeit von Maryam Mohamadi eine wichtige Plattform zur Auseinandersetzung mit aktivem Gewaltschutz.“
Die Installation „Ich möchte etwas sagen…“ ist bis 10. Dezember im Foyer des Joanneumsviertels in Graz kostenlos zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag sowie Feiertags von 10 bis 18 Uhr.
Zur Künstlerin:
Maryam Mohammadi wurde 1979 in Teheran geboren. Sie studierte und lehrte als Dozentin an der Kunstuniversität Teheran, ihr Doktorat absolvierte sie in Tschechien. Seit 2009 lebt Maryam Mohammadi in Graz und wirkt als Künstlerin sowie als psychosoziale Beraterin bei der Caritas-Beratungsstelle DIVAN. Mit ihrem Mann Joachim Hainzl arbeitet sie auch beim Verein zur Förderung der soziokulturellen Vielfalt „Xenos“. Information: www.maryammohammadi.at
Abbildung: Fotografie aus Maryam Mohammadis Installation „Ich möchte etwas sagen…“, Copyright Maryam Mohammadi