Das Pilotprojekt Mädelsbox kam auf Initiative der Caritas, die Schulsozialarbeit in sechs steirischen Bezirken im Auftrag des Landes Steiermark (Fachabteilung Gesellschaft) und der Sozialhilfeverbände leistet, gemeinsam mit der Mittelschule Vorau zustande. In Gesprächen mit Schülerinnen kam bei der Schulsozialarbeiterin sowie bei Lehrer*innen häufig das Thema Menstruation auf. Die Schülerinnen berichteten, dass es bereits zu Situationen kam, in denen sie ohne Periodenartikel von ihrer Menstruation überrascht wurden, was sie als äußerst unangenehm und beschämend empfanden. Auf die Frage der Schulsozialarbeiterin, was in dieser Situation geholfen hätte, kam die einhellige Antwort, dass kostenlose Periodenartikel in den WCs eine wesentliche Erleichterung darstellen würden. So entstanden die Mädelsboxen, die kostenlose Damenhygieneartikel (Binden, Tampons etc.) in den Toiletten bieten.
Unterstützung bei Periodenarmut
Diese Mädelsboxen bieten zwei Vorteile: Sie geben den Schülerinnen die Gewissheit, niederschwellig Damenhygieneartikel vor Ort vorzufinden, wenn sie von ihrer Periode überrascht werden und selbst keine bei sich haben. Ein wichtiger Nebeneffekt ist jedoch auch die Unterstützung von Schülerinnen, die von Periodenarmut betroffen sind: Kostenfreie Hygieneartikel in den Schulen können sie und ihre Familien, für die Periodenprodukte eine (zu) große finanzielle Belastung darstellen, ein Stück weit entlasten.
Periodenarmut stellt eine geschlechtsspezifische Komponente von Armut dar und kommt dann zum Tragen, wenn die Monatsblutung ein finanzielles Problem darstellt, das das Leben unmittelbar einschränkt. Folgen sind u.a. die Mehrfachverwendung von Periodenartikeln, die Nutzung von ungeeigneten Materialien wie Socken als Ersatz für Damenbinden, oder die Verunmöglichung des Schulbesuchs während der Periode, weil das Geld für Tampons oder Binden fehlt.
Steirische dm-Filialen als Partner
Das Pilotprojekt Mädelsbox am Schulstandort Vorau wurde beim „TrauDi! – Der Steirische Kinderrechtepreis 2022“ eingereicht. Zwischenzeitlich wuchs das Interesse von weiteren Schulen, in denen die Caritas Schulsozialarbeit anbietet, ebenfalls Mädelsboxen zur Verfügung zu stellen, sodass nach einem Partner gesucht wurde, um das Projekt flächendeckend ausweiten zu können.
Dieser wurde in der Drogeriemarktkette dm gefunden. Im ersten Halbjahr 2023 unterstützen die dm-Filialen in der Steiermark das Projekt mit Periodenartikeln für alle 66 Schulstandorte mit Caritas Schulsozialarbeit. Das bedeutet kostenlose Hygieneartikel für rund 4.000 Schülerinnen und bringt neben der Gewissheit, im Bedarfsfall auf Periodenartikel zugreifen zu können, auch eine große finanzielle Entlastung bei Schülerinnen aus Familien mit geringen finanziellen Mitteln.
Friedrich Mayer, Leiter der Caritas Schulsozialarbeit, zeigt sich überaus erfreut über die Kooperation mit dm: „Wir freuen uns sehr über diese Unterstützung, die der Schulsozialarbeit dabei hilft, sozialen Benachteiligungen entgegenzuwirken und einen enttabuisierten Umgang mit dem Thema Menstruation zu fördern.“
dm Geschäftsführer Harald Bauer unterstreicht: „Wir bei dm haben uns zur Aufgabe gemacht, als Gemeinschaft vorbildlich im Umfeld zu wirken. Mit Partnern wie der Caritas gelingt es uns seit Jahren, erfolgreich dort anzusetzen, wo akute Hilfe und Unterstützung gefragt ist. Pilotprojekte wie dieses sind von großer gesellschaftlicher Bedeutung. Umso mehr freut es uns, dass wir hier zusammen erneut nachhaltige Schritte für eine sozialere Zukunft einleiten.“
Zur Schulsozialarbeit der Caritas Steiermark
Die Caritas Steiermark bietet im Auftrag des Landes Steiermark (Fachabteilung Gesellschaft) und der Sozialhilfeverbände sowie einzelner Gemeinden in sechs steirischen Bezirken (Murau, Murtal, Hartberg-Fürstenfeld, Südoststeiermark, Leibnitz, Voitsberg) Schulsozialarbeit an. An 64 Mittelschulen und Polytechnischen Schulen, sowie an zwei Volksschulen sind 29 Mitarbeiter*innen mit der Beratung von Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern betraut. Die Angebote reichen von Einzel- und Gruppenberatungen, Workshops, Elternbildungen bis hin zu sozialräumlichen Projekten. Die Caritas Schulsozialarbeit blickt bereits auf insgesamt 13 Jahre Erfahrung in diesem Bereich zurück. Nähere Informationen finden Sie auf der Website.
Fotohinweis: Tanja Spindler (Schulsozialarbeit Oststeiermark/Hartberg-Fürstenfeld), Birgit Nepozitek (Gebietsmanagerin dm) und Friedrich Mayer (Leiter der Caritas Schulsozialarbeit) mit Mädelsboxen