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Caritasdirektorin Tödtling-Musenbichler: Menschen haben Probleme, finanziell den Alltag zu bestreiten

Nora Tödtling-Musenbichler, Direktorin der Caritas Steiermark, zeigt sich alarmiert von den Ergebnissen der Umfrage „Wie geht’s uns heute“ von Statistik Austria und Eurostat. Die nun in den Medien publizierten Zahlen bestätigen die Beobachtungen aus den Sozialberatungen der Hilfsorganisation, so die Direktorin: „Die Ergebnisse der Umfrage sind besorgniserregend. Sie bestätigen leider die Erfahrungen der Caritas Steiermark in den vergangenen Monaten in den Beratungsstellen zur Existenzsicherung, wo die Zahl der Erstkontakte stark angestiegen ist: Immer mehr Menschen bei uns haben Schwierigkeiten, finanziell den Alltag zu bestreiten. Wir sehen einmal mehr, dass es vor allem die trifft, die ohnehin oft in angespannten Situationen leben: Alleinerziehende, Mehrkindfamilien, Menschen mit geringem Einkommen oder Mindestpension, Arbeitslose. Dieses Signal ist eindeutig: Diese Menschen brauchen rasche, zielgerichtete Unterstützung, um nicht in Armut abzurutschen.“

Einkommensverluste und angespannte finanzielle Situation
Die Studie von Statistik Austria und Eurostat zeigt für viele Haushalte in Österreich eine Verschlechterung ihrer finanziellen Situation. Mehr als ein Drittel der Befragten benennen einen Einkommensverlust in den vorangegangenen zwölf Monaten. Selbst bei einem erheblichen Teil jener Befragten, die eine Verbesserung ihrer Einkommenssituation angeben, verbessert sich dadurch aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten die finanzielle Lage nicht. „Insgesamt war die finanzielle Situation vieler österreichischer Haushalte angespannt: Etwa 13% der Befragten (hochgerechnet etwa 800.000 Personen) hatten im ersten Quartal 2022 (große) Schwierigkeiten, mit ihrem Haushaltseinkommen die laufenden Ausgaben zu begleichen“, heißt es in der Studie. Für viele Haushalte werden Schulden ein Thema: Der Studie zufolge sind acht Prozent der Befragten im vierten Quartal 2021 mit der Zahlung der Miete, der Wohnnebenkosten, der Betriebskosten, eines Wohnkredits oder eines Konsumkredits in Verzug geraten.

Beratungsstellen zur Existenzsicherung: Mehr Kontakte, mehr Soforthilfen
Aktuelle Zahlen aus der Beratungsstelle zur Existenzsicherung der Caritas Steiermark bestätigt diese Erhebung. Dort haben sich die Auszahlungen zur Soforthilfe in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 um zehn Prozent erhöht, von rund 304.000 Euro im Jahr 2021 auf rund 334.000 Euro im Jahr 2022. Die Zahl der Erstkontakte ist deutlich um fast 30 Prozent angestiegen: 953 Menschen bzw. Haushalte (gegenüber 729 im bereits intensiven Jahr 2021) wandten sich zwischen Jänner und Mai 2022 mit Fragen an die Caritas-MitarbeiterInnen in den Beratungsstellen zur Existenzsicherung in der Steiermark.

Foto: (honorarfrei, credit: Tim Ertl)