Wir helfen, wo Corona Armut hinterlässt

Die Caritas Steiermark hat ihre Organisationsform überarbeitet und das Statut zeitgemäß angepasst. Mit einem neuen Führungsteam geht die Hilfsorganisation der katholischen Kirche an die zukünftigen Aufgaben. Der Auftrag bleibt gleich: für Menschen in Not da zu sein. In der aktuellen Zeit stellen sich besondere Herausforderungen bei den Themen Wohnen, Energie und Langzeitarbeitslosigkeit. Dazu präsentiert das neue Direktorium mit Direktor Herbert Beiglböck und den Vizedirektorinnen Petra Prattes und Nora Tödtling-Musenbichler die aktuelle Kampagne für Hilfe in der Steiermark.

Bestehende Armut bekämpfen, neue Armut verhindern

Noch nie haben so viele Steirer*innen bei der Caritas-Wohnungssicherung um Hilfe angesucht wie heuer. Rund 750 Haushalte werden von den elf Mitarbeiter*innen der Caritas derzeit intensiv betreut um eine Delogierung zu verhindern. In der Beratungsstelle zur Existenzsicherung gibt es einen deutlichen Anstieg. Das macht deutlich, welche Spuren Corona hinterlassen hat. Das Caritas-Direktorium appelliert an die Gesellschaft, Brücken zu bauen und Steirer*innen in Not nicht alleine lassen.

Ein ungewisser Winter steht vor der Tür. Gerade jetzt, wo private Reserven oft aufgebraucht sind und staatliche Unterstützungen auslaufen, werden die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie noch sicht- und spürbarer. „Auch in dieser Zeit ist die Caritas für Menschen in Not da. Da zu sein ist eine Grundhaltung unseres Glaubens. Wir helfen, wenn Menschen nicht mehr weiterwissen. Dort, wo sonst niemand hilft oder helfen kann. Wir helfen dort, wo Corona Armut hinterlässt“, betont Caritasdirektor Herbert Beiglböck bei der Pressekonferenz am 12. November.

Neues Gesicht der Armut

Dieses „dort“ betrifft nun nicht nur jene Menschen in der Steiermark, denen die Caritas in den letzten Jahren in Notlagen oft geholfen haben: Alleinerzieher*innen, einkommensschwache Familien mit mehreren Kindern, Mindestpensionist*innen, langzeitarbeitslose Menschen, Menschen ohne Wohnung oder Menschen mit Migrationshintergrund.

Seit Corona hat die Armut noch ein weiteres Gesicht, nämlich jenes von Einzelunternehmer*innen und jungen Menschen, die von Einkommensverlusten betroffen waren und sind, von Kulturschaffenden, Gastronom*innen und Leiharbeiter*innen, die ohne finanziellen Puffer oder soziales Umfeld in die Krise schlitterten. Auch Menschen, die früher angestellt waren und in der unerwarteten Arbeitslosigkeit nur noch die Hälfte ihres bisherigen Einkommens erhalten, kommen mit ihren teils hohen Ausgaben (zum Beispiel Kreditschulden, Mieten, Lebenserhaltungskosten) nicht mehr nach und rutschen in die Armut. Das alles sind Menschen, die keine existentiellen Nöte kannten und die jetzt nicht wissen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen. Auch wenn sich die Arbeitssituation verbessert, bleiben „Löcher“ auf dem Konto, die schwer zu füllen sind.

Kein Geld für Heizen und Wohnen

Seit Jahren steigen die Wohnkosten, unlängst wurden auch die Energiekosten deutlich erhöht. Familien müssen oft mehr als die Hälfte ihres Einkommens für Wohnen und Heizen ausgeben. „Armut bedeutet beispielsweise für ältere Menschen am Monatsende zu entscheiden, ob sie etwas zu Essen kaufen oder die Wohnung heizen sollen. Sie bedeutet, nicht zufrieden und gelassen auf das eigene Leben zurückblicken zu können, sondern Einsamkeit, Perspektivlosigkeit und Rückzug“, erläutert Vizedirektorin Nora Tödtling-Musenbichler.

Wenn es nicht mehr geht, dann hilft die Caritas

Egal, wie die konkrete Not aussieht, sie ist enorm belastend. Wer von Armut betroffen ist, verliert seine Freunde und zieht sich aus der Gesellschaft zurück. Die tägliche Sorge um die eigene Existenz bedeutet immensen Stress. Die Caritas ist für armutsbetroffene und obdachlose Menschen oft die letzte Anlaufstelle, wenn es alleine nicht mehr geht. Sie wissen, dass sie Unterstützung bekommen, ohne Vorwürfe und Bürokratie.

„Wenn jemand um Hilfe bittet, ist das ein Zeichen, dass er oder sie das eigene Leben verändern möchte. Das ist ein ganz wichtiger Punkt in unserer Arbeit. Hilfe zu geben, braucht Mut und Zivilcourage; es braucht aber auch Mut, um Hilfe anzunehmen“, macht Caritasdirektor Herbert Beiglböck aufmerksam.

Die Caritas hat ein engmaschiges Netz der Hilfe über die gesamte Steiermark gespannt. Um dieses Netz noch enger zu knüpfen, haben wir die Beratung zur Existenzsicherung ausgebaut und bieten nun zusätzlich in vielen Carla-Shops Sprechstunden an, um Menschen in Not vor Ort bestmöglich zu unterstützen. „Ziel der Caritas ist es dabei immer, die Hilfe individuell auf jeden einzelnen Fall abzustimmen – von der Versorgung mit dem Nötigsten in Akutsituationen bis hin zu Angeboten, die es den Menschen ermöglichen, wieder auf ihren eigenen Füßen zu stehen. Als Caritas stehen wir für konkrete Hilfe. Von Mensch zu Mensch. Und das Ziel ist klar: Ein möglichst selbstbestimmtes und selbstverantwortetes Leben für alle in diesem Land“, betont Vizedirektorin Petra Prattes.

Caritas hilft dort, wo Corona Armut hinterlässt

Viele Menschen wenden sich infolge der Pandemie erstmals an die Caritas, weil sie dringend Hilfe brauchen. Mit der steigenden Nachfrage an Hilfe, steigt auch der Spendenbedarf. Jede Spende hilft. Sie wärmt, sie macht satt, sie schenkt ein Dach über dem Kopf.
 

Danke für Ihre Unterstützung von Steirer*innen und Steirern in Not
Steiermärkische Sparkasse
IBAN: AT08 2081 5000 0169 1187
Spendenzweck: Inlandshilfe 2021