Die Zahl der Menschen, die von Hunger und Armut betroffen sind, steigt rasant an. Andreas Knapp: „Die Mittel für langfristige Entwicklungshilfe müssen dringend aufgestockt werden.“
Am 16. Oktober ist Welternährungstag. Auf Hunger aufmerksam zu machen, ist heuer besonders dringend. Durch die Covid-19-Pandemie könnte sich laut UN-Welternährungsorganisation FAO die Zahl der Menschen, die weltweit an Hunger leiden, um bis zu 132 Millionen erhöhen.
Weltweit betrifft Hunger bereits 690 Millionen Menschen, das ist jede und jeder neunte ErdenbürgerIn. Bedingt durch Rezession, Arbeitsplatzverlust, verringerte Kaufkraft und eingeschränkte Mobilität sorgt die Pandemie insbesondere in den ärmsten Regionen der Welt für eine weitere Verschärfung des Problems.
Daher ruft die Caritas anlässlich des Welternährungstages dazu auf, die langfristigen Mittel für Entwicklungshilfe zu erhöhen. „Gerade Investitionen in kleinbäuerliche Landwirtschaft und Einkommenssicherung sind wichtig, um langfristig Hunger zu bekämpfen und Krisen wie jene, die durch Covid entstanden ist, zu bewältigen. Es gilt, die langfristige Hilfe aufzustocken um allen Menschen zur Seite zu stehen, die in Konfliktländern leben und durch mehrfache Krisen besonders von Armut betroffen sind“, appelliert Andreas Knapp, Generalsekretär für Internationale Programme der Caritas.
Der Anteil der direkten langfristigen Hilfe aus Österreich liegt derzeit bei unter 10 Prozent des gesamten österreichischen Entwicklungshilfebudgets. „Ähnliche Erhöhungen, wie sie erst kürzlich von der Bundesregierung für den Auslandskatastrophenfonds beschlossen wurden, wären gerade auch jetzt für die langfristige Entwicklungszusammenarbeit dringend nötig, um Zukunftsperspektiven für die Menschen zu schaffen und nachhaltig Hunger zu bekämpfen“, so Knapp.
Regionen in denen die Caritas aktiv ist, kommen besser durch die Krise
Die Caritas arbeitet weltweit mit lokalen Partnerorganisationen zusammen, um die negativen Auswirkungen von Covid-19 abzufedern und Hunger zu bekämpfen. Viele Projekte werden auch mit Mitteln der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit gefördert.
Wesentlich dabei sind Aufklärungsarbeit und die Verteilung von Hygieneartikeln, die Durchführung von Klimaschutz- und Notfallmaßnahmen gegen Hunger sowie der Aufbau einer diversifizierten Landwirtschaft. „Die Erfahrung aus unserer Arbeit in den ärmsten Regionen Afrikas und Südostasiens zeigt, dass jene Familien, die wir seit Jahren unterstützen, besser durch den Lockdown gekommen sind als andere. Sie sind resilienter gegen unvorhersehbare Krisen von außen“, so Andreas Knapp, Generalsekretär für Internationale Programme der Caritas.
„In Zeiten von Krisen und eingeschränkter Mobilität ist lokal verfügbare Nahrung das Wichtigste. Es ist das Gebot der Stunde, die arme ländliche Bevölkerung, die schon vor Covid am meisten von Hunger betroffen war, dabei zu unterstützen, dass ausreichend Nahrungsmittel, so lokal wie möglich, verfügbar sind. Es braucht Projekte, Familien dabei zu unterstützen selbst zu produzieren und mehrere Einkommensquellen zu haben – das Getreide ihres Feldes, das Obst und Gemüse aus ihren Gärten und die Ziegen und Hühner, die sie halten.
Friedensnobelpreis für UN-Welternährungsprogramm wichtiges Zeichen
Hunger ist die grundlegendste Manifestation von Armut. Wenn Menschen nichts zu essen haben, ist alles andere unwichtig. Ihr Leben dreht sich nur darum, sich und ihre Familie zu ernähren. Vor allem für Kinder ist die Situation dramatisch.
Weltweit waren bereits vor der Pandemie 7% aller Kinder unter 5 Jahren akut unterernährt. Eines der Entwicklungsziele (SDGs) der Vereinten Nationen, die 2015 von der gesamten Staatengemeinschaft verabschiedet wurden, zielt genau darauf ab, diese schreckliche Situation ein für alle Mal zu beenden und den weltweiten Hunger bis 2030 auszurotten.
Die Verleihung des Friedensnobelpreises an das UN-Welternährungsprogramm ist daher ein sehr wichtiges Zeichen und verweist auf die wechselseitige Bedingtheit von Hunger und Konflikt bzw. von Ernährungssicherheit und Frieden.