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Die Covid-19-Krise betrifft die ganze Welt. Doch dort, wo Armut vorherrscht, leiden Menschen ungleich mehr unter der Pandemie.

Wasser, Seife, Abstandhalten: Die grundlegenden Verhaltensregeln zur Eindämmung von Covid-19 kennt mittlerweile fast jedes Kind. Großer Beliebtheit erfreut sich der vielzitierte „Baby-Elefant“, der zum geflügelten Begriff mutiert ist, wenn es darum geht, Abstand zu halten und damit sich selbst und andere vor einer Virus-Übertragung zu schützen. Nach Europa hat Corona nun auch Afrika erreicht und damit einen Erdteil, auf dem tatsächlich (Baby-)Elefanten leben.

Wie viele der 1,2 Milliarden Menschen dort am Covid-19-Virus erkrankt sind, ist aufgrund mangelhafter Statistiken und fehlender Corona-Testungen nicht sicher. Umso klarer ist aber, dass Armut gerade bei der Verbreitung der Krankheit eine wichtige Rolle spielt.

Wasser zum Trinken und Händewaschen fehlt

„Bitte helfen Sie uns im Kampf gegen das Virus!“ Das Mail von Pater Peter gleicht einem Hilferuf. Der Projekt-Partner der Caritas der Diözese Graz-Seckau im Südsudan, der 2018 hinter Burundi als ärmstes Land der Welt galt, beschreibt die Situation als dramatisch. Grundlegende Maßnahmen zur Vorbeugung gegen die Ausbreitung der Krankheit würden nicht greifen – aus dem einfachen Grund, weil es vielerorts kein Wasser gibt, keine Seife oder, aufgrund beengter und ärmlicher Wohnverhältnisse, Abstand zu halten einfach nicht möglich ist.

Hinzu kommt, dass Nahrungsmittel oder Medikamente noch schwieriger zu bekommen sind als vor Ausbruch der weltweiten Virus-Erkrankung. Der Warenverkehr ist praktisch zusammengebrochen, internationale Hilfsprojekte wurden ausgesetzt und Kinder werden nicht mehr gegen Polio oder Masern geimpft. Das bedrohlichste Szenario, das sich derzeit in Südsudans Nachbarland Kenia abspielt, ist eine Heuschreckenplage biblischen Ausmaßes. Dass dagegen nichts unternommen werden kann, hat vor allem mit dem Covid-19-Virus zu tun.

Schlimmste Heuschreckenplage seit 1948

150 Millionen Insekten pro Quadratkilometer – so viele Heuschrecken sind Teil eines einzigen riesigen Schwarms, von dem derzeit unzählige im ostafrikanischen Kenia wüten. „Wenn ein Schwarm irgendwo landet, frisst er alles, was wächst – sogar Gras“, weiß Georg Gnigler von der Auslandshilfe der steirischen Caritas. „Mit der Nahrung, die ein einziger Heuschreckenschwarm vernichtet, könnten 35.000 Menschen ernährt werden“, erzählt der Afrika-Experte weiter. Durch die internationalen Corona-Maßnahmen, die auch Afrika zum Stillstand zwingen, könne förmlich nichts gegen die Insektenplage unternommen werden.

Wetterbedingungen wie eine auffallend lange Regenzeit begünstigen die Vermehrung der Heuschrecken obendrein. So wird erwartet, dass die Population, die in den nächsten Wochen schlüpfen soll, zwanzigmal so groß sein wird als die jetzige.

Kräfte bündeln

Wie Afrika im Kampf gegen die Plage, die vor 72 Jahren vergleichbar schlimm war, unterstützt werden kann? Laut Georg Gnigler kann in der Situation selbst kaum etwas unternommen werden. „Kein einziges der fünf kenianischen Sprüh-Flugzeuge kann derzeit aufsteigen, weil aufgrund der internationalen Einschränkungen die zur Bekämpfung notwendigen Insektizide nicht geliefert werden. Was wir jetzt tun können, ist Spenden sammeln und unsere Kräfte bündeln. Erst, wenn die Zahl der Heuschrecken zurückgegangen ist, können wir den Menschen durch die Verteilung von Lebensmitteln helfen und sie bei Ackerbau-Methoden unterstützen.“


Info und Spendenmöglichkeit
Info: https://www.caritas-steiermark.at/hilfe-angebote/auslandshilfe/
Spendenmöglichkeit (Hilfswerk Schwester Emmanuelle und Caritas-Auslandshilfe):
AT08 2081 5000 0169 1187
Kennwort: Corona-Hilfe im Ausland

 

Afrika - Kontinent in Not

Das Covid-19-Virus gilt als weiterer Faktor, der die Entwicklung der weltweit ärmsten Länder bremst. 40 Prozent der Menschen in Afrika leben in extremer Armut und haben weniger als 1,70 Euro am Tag zum Leben. Staaten wie der Südsudan oder Burundi kämpfen seit Jahrzehnten gegen diese Armut an – aufgrund von Missernten, Korruption oder immer wieder aufflackernden Konflikten leider mit nur mäßigem Erfolg. Klimawandel und Ernteausfälle lassen die Lebensmittelpreise vielerorts exorbitant in die Höhe schnellen. So kostet ein Kilo Reis in Burundi umgerechnet und verglichen mit der Kaufkraft der Bevölkerung mehr als 50 Euro.

Für die Entwicklung einer eigenständigen und nachhaltigen Landwirtschaft fehlen Wasser, Anbaugeräte und sogar Dünger. Diesen liefern Tiere aus dem Projekt „Meine Ziege lebt in Burundi“, die seit Jahren regelmäßig an Witwen und Bedürftige in Burundi übergeben werden. Seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie werden in Hilfsprojekten der Caritas Steiermark im Südsudan und in Burundi in Nähkursen auch Gesichtsschutzmasken hergestellt. Außerdem werden mit Spenden aus der Steiermark Nahrungsmittel- und Hygiene-Pakete an Bedürftige verteilt, Schulen gebaut und Lehrkräfte finanziert.

 

Wasser für den Südsudan

Wasser ist Leben – in Zeiten von Corona wird das umso deutlicher.

Wie dringend sauberes Wasser in Ländern wie dem Südsudan benötigt wird, weiß Waltraud Liebich vom „Hilfswerk Schwester Emmanuelle“ – einer Hilfsorganisation, die in Kooperation mit der Caritas Steiermark Menschen in Ägypten und im Südsudan mit Bildung, Nahrung und medizinischer Versorgung unterstützt. Liebich, die noch im vorigen Frühjahr vor Ort war, um sich ein Bild der Lage im Zwölf-Millionen-Land zu machen, sammelt derzeit Spenden für ein Projekt im Kampf gegen das Covid-19-Virus: Ein Wasserbrunnen für Menschen in einem Flüchtlingslager nahe der äthiopischen Grenze. „1500 Menschen leben dort in unvorstellbaren Zuständen“, erzählt die pensionierte Lehrerin, die seit drei Jahrzehnten ehrenamtlich im nach einer in Belgien geborenen Ordensfrau benannten „Hilfswerk Schwester Emmanuelle“ tätig ist.

„Die Menschen hier sind Vertriebene im eigenen Land und mussten wegen Dürre und Gewalt aus anderen Landesteilen flüchten.“ Im Flüchtlingslager selbst gibt es so gut wie nichts außer dürftigen Zelten und Nahrungsmittellieferungen, die kaum zum Leben reichen. Auf Betreiben des südsudanesischen Altbischofs Taban konnte kürzlich ein Brunnen samt drei Wasserentnahmestellen errichtet werden – für die 1500 Vertriebenen ein wahrer Segen. „Fünftausend Euro dafür kamen von Steirerinnen und Steirern“, erzählt Waltraud Liebich dankbar.

Mit weiteren Spendengeldern werden auch Seife oder Handtücher angeschafft, und es wird Aufklärung betrieben über Krankheiten und Gesundheitsvorsorge durch Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen oder Abstand-Halten. Was in Österreich als Verhalten der Bevölkerung im Kampf gegen das Corona-Virus vorausgesetzt wird, ist für die Menschen im Südsudan längst nicht überall möglich.