Ferncafe Mitarbeiterin im Homeoffice mit digitalen Lernunterlagen

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Ferncafés und Schulsozialarbeit - Caritas begleitet SchülerInnen im Ausnahmezustand

Enge Wohnungen, ungewohnte Technik, fehlender Kontakt zu Gleichaltrigen: Homeschooling und Distance Learning klingt einfacher, als es vielerorts ist. In dieser schwierigen Situation ist die Caritas auch für SchülerInnen aller Altersgruppen und ihre Eltern da. MitarbeiterInnen der Lerncafés betreuen ihre Schützlinge am virtuellen Schreibtisch weiter. SchulsozialarbeiterInnen helfen, konfliktreiche Situationen zu Hause zu meistern und soziale Probleme im Ausnahmezustand zu lösen. Als Bindeglied zwischen Schulen, Jugendlichen und Eltern erfahren sie gerade wachsende Bedeutung.

Lerncafés werden zu Ferncafés

Seit sechs Wochen sind die Schulen zu, und wer schulpflichtige Kinder hat oder selbst in Ausbildung ist, weiß um die damit verbundene Belastung. Weil Unterstützung von SchülerInnen und deren Eltern gerade beim „Homeschooling“ wichtig ist, wurden die acht steirischen Lerncafés in Graz, Leoben, Knittelfeld, Leibnitz und Mürzzuschlag kurzerhand in Ferncafés verwandelt. Lernunterstützung, Ermutigung, Beratung – was vor der Covid-19-Pandemie „face-to-face“ erfolgte, geschieht jetzt über Telefon und digitale Medien. Fast 1000 Beratungsgespräche, auch mit den Eltern der Kinder, haben die MitarbeiterInnen bisher geführt und tatsächlich alle Kinder, die vor dem Lockdown nachmittags betreut wurden, erreicht. Jedes dieser Kinder wird nun online oder telefonisch begleitet, bekommt weiterhin die gewohnte Unterstützung und kann sich für die von der Schule übermittelten Aufgaben Hilfe holen.

Neue Freiwillige, mehr Kinder in Betreuung

Den Teams ist es sogar gelungen, jene Kinder virtuell an Bord zu holen, die in den physischen Lerncafés keinen Platz bekommen haben und auf der Warteliste gelandet sind. „Wir konnten sehr rasch neue freiwillige MitarbeiterInnen gewinnen, so dass wir jetzt sogar mehr Kinder betreuen können“, erklärt die Leiterin der steirischen Lerncafés Eva Hödl. Bei den Lernbars für Jugendliche zeigt sich ein ähnliches Bild: Die Jugendlichen werden weiterhin im Lernen begleitet, einige bereiten sich auf Abschlüsse vor. „Kein Kind, vor allem nicht jene aus benachteiligten Haushalten, soll durch die Situation den Anschluss verlieren“, betont Hödl.

SchulsozialarbeiterInnen – Bindeglied zwischen Schule, Eltern und Kindern

An anderer Stelle erfahren die SchulsozialarbeiterInnen der Caritas, die im Auftrag des Landes Steiermark, A6 Fachabteilung und der steirischen Sozialhilfeverbände tätig sind, als Bindeglied zwischen Schule, Eltern und Kindern eine zunehmende Bedeutung. Waren auch zuvor schon Themen wie Freundschaft, Liebe und Schulstress präsent, nehmen Anfragen dazu jetzt zu, erklärt etwa Caritas-Mitarbeiterin Silke. „Die neue Situation des Heimunterrichts fordert alle heraus. Die Fülle an Arbeitsaufträgen verlangt ein hohes Maß an Selbstorganisation und Selbstdisziplin“, schildert die Sozialarbeiterin. „Wir versuchen den Druck herauszunehmen, und helfen dabei, individuelle To-do-Listen und Stundenpläne zu erstellen“.

„Verliebt sein ist gerade sehr öde“

„Auch wenn das vielleicht banal klingt: Aber wer jung und zum ersten Mal verliebt ist, auch für den ist das jetzt eine schlimme Zeit“, ergänzt ihr Kollege Moritz. Da helfen Gespräche und Zuhören über Unsicherheiten hinweg. Die Verbannung des sozialen Lebens in den virtuellen Bereich lässt auch Themen wie Mobbing eine zunehmende Dynamik aufnehmen. Fake News und die unübersichtliche Nachrichtenflut überfordern viele Jugendliche und sorgen für Ängste. Hier können Aufklärung und der Hinweis auf verlässliche Seiten für Klarheit sorgen. Vorschläge für gemeinsame Spiele wie Stadt-Land-Fluss online oder gemeinsame Blogs machen Gemeinschaftserlebnisse möglich.

Wut-Zimmer und Video-Familienkonferenz

Auch das erzwungene „Aufeinandersitzen“ der Familien, oft mit kleinen Geschwistern in manchmal beengten Räumen lässt Konflikte hochkochen. Sozialarbeiter Moritz konnte etwa einer Familie aus der Krise helfen, die stark belastet war, weil der Vater auf Kurzarbeit war, um seinen Arbeitsplatz fürchtete und alle vier plötzlich in einer kleinen Wohnung miteinander auskommen mussten. Er moderierte eine Video-Familienkonferenz, wo alle ihre Ängste und Sorgen einmal aussprechen konnten, einander zuhörten und dann miteinander neue Regeln für den Alltag entwickelten. „Sie haben dann ein Wut-Zimmer eingerichtet, wo es möglich ist, mit Kissen zum Draufschlagen auch starke Emotionen auszuleben. Sie kommen mit der Situation besser klar, und die Schüler können sich auf das Lernen konzentrieren“, berichtet Moritz.

 

Die Kontaktdaten der SchulsozialarbeiterInnen aller steirischen Träger (Caritas, ISOP, Sera, SOFA, Sozialverein Dlbg, Weiz Sozial) gibt es unter www.caritas-steiermark.at/schulsozialarbeit

Die Ferncafés und Lernbars sind für Interessierte hier zu finden: www.caritas-steiermark.at/lerncafes/ bzw. www.caritas-steiermark.at/hilfe-angebote/kinder-jugendliche/lernen-arbeiten/lernbars

 

 

Rückfragen Schulsozialarbeit:
Monika Tragner, Leitung
Mobil: +43 676 88015-248
m.tragner(at)caritas-steiermark.at

Rückfragen Lerncafés/Ferncafés Steiermark
Eva Hödl, Leitung
Mobil: +43 676 88015 8449
eva.hoedl(at)caritas-steiermark.at

 

Foto (honorarfrei, credit: Caritas) Caritas-MitarbeiterInnen halten den Kontakt zu SchülerInnen und Eltern über Telefon und digitale Kanäle