20 Jahre Marienambulanz und Kontaktladen & Streetwork im Drogenbereich

Mit einem Festakt im Grazer Rathaus begingen heute, am 25. September 2019, "Marienambulanz" und "Kontaktladen & Streetwork im Drogenbereich" gemeinsam ihr jeweils 20. Jubiläum. Beide Caritas-Einrichtungen gaben dabei einen Einblick in ihre Arbeit für Menschen am Rande der Gesellschaft und zeigten so die Notwendigkeit für eine niederschwellige Gesundheitsversorgung und eine professionelle Betreuung von suchtkranken Menschen in Graz auf.

 

⇒ Fotos (© Caritas, bzw. ©Tina Herzl) und ausführlichere Informationen finden Sie zum Download auf https://wolke.caritas-steiermark.at/index.php/s/jSYC9KpxKbKSzoo

 

"Wir feiern gemeinsam unser 20-jähriges Bestehen, weil wir mit der Caritas der Diözese Graz-Seckau nicht nur den gleichen Träger haben, sondern auch einen gemeinsamen Auftrag: Die Beratung, Betreuung und Versorgung von Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen", erklärte Eva Czermak, organisatorische Leiterin der Marienambulanz, schon vor dem Festakt in einem Pressegespräch.

Medizinische Versorgung auch ohne Versicherung

Die Marienambulanz der Caritas in der Mariengasse 24 in Graz (Eingang Kleiststraße 73), richtet sich mit ihrem niederschwelligen medizinischen Angebot an Menschen, die nicht krankenversichert sind und die das öffentliche Gesundheitssystem aufgrund von finanzieller Armut, Sprachbarriere oder Schamgefühlen nur erschwert nutzen. Dazu zählen etwa Obdachlose, ArmutsmigrantInnen, AsylwerberInnen und Flüchtlinge oder psychisch kranke Menschen.

Gesundheitssystem: Arme bleiben oft auf der Strecke

"Wenn es ums Überleben geht, wenn man nicht weiß, wo man schläft, oder am nächsten Tag sein Essen herbekommt, kümmert man sich wenig um die Gesundheit. In Zeiten, in denen immer mehr Planstellen von Kassenärzten unbesetzt bleiben, bleiben armutsbetroffene Menschen, auch wenn sie eine Krankenversicherung haben, auf der Strecke", erklärte Irene Holzer, die ärztliche Leiterin der Marienambulanz, warum die Arbeit der Einrichtung heute vielleicht sogar noch wichtiger ist, als bei ihrer Gründung vor 20 Jahren.

Auch Bernd Leinich, Geschäftsführer des Gesundheitsfonds Steiermark, durch den die Ambulanz entscheidend mitfinanziert wird, strich die Bedeutung der Marienambulanz für die Gesundheitsversorgung in Graz heraus: "Gemeinsam mit der Sozialversicherung unterstützen wir die Arbeit der Marienambulanz, weil wir trotz der umfassenden und hochwertigen Gesundheitsversorgung in Österreich einige Menschen nur dort versorgen können."

Kontaktladen & Streetwork: Begenungen auf Augenhöhe

Der Caritas „Kontaktladen & Streetwork im Drogenbereich“ bietet seit 20 Jahren einfach zugängliche Beratung, Begleitung und Behandlung für suchtkranke Menschen auf Augenhöhe an. Konkret richten sich die Angebote der Einrichtung an opiatabhängige Menschen, SubstitutionspatientInnen und an Betroffene, die an Mehrfachabhängigkeitserkrankungen leiden. Im Kontaktladen werden jedes Jahr rund 650 bis 700 KlientInnen betreut und beraten. Im Rahmen des Streetworks (=Straßensozialarbeit) gab es alleine im Jahr 2018 11.500 Kontakte zur Zielgruppe durch das Team der Caritas.

Positiver Einfluss auf die Grazer Szene

Seit der Gründung der Einrichtung vor 20 Jahren wurde das Angebot immer mehr genutzt. Dies zeigt sich etwa an der Zahl der Spritzen, die ausgetauscht werden, um das Infektionsrisiko der KlientInnen zu verringern: Wurden im ersten Jahr 11.000 Spritzen getauscht, waren es im Jahr 2018 bereits 675.000!

„Man kann insgesamt davon ausgehen, dass sich die sogenannte Grazer Drogenszene ohne Kontaktladen und Streetwork im Drogenbereich über die letzten 20 Jahre anders entwickelt hätte", erklärt Harald Ploder, Leiter "Kontaktladen & Streetwork im Drogenbereich. „Einerseits wäre der Großteil der Klientinnen und Klienten höchstwahrscheinlich durch eine weitere Verbreitung von Infektionskrankheiten wie HIV und Hepatitis gesundheitlich deutlich belasteter oder bereits verstorben. Zum anderen wären wahrscheinlich deutlich mehr Klientinnen und Klienten aufgrund des mangelnden Beratungsangebots von Delogierungen, Wohnungslosigkeit, hohen Verschuldungen oder mangelnder Grundversorgung betroffen."

Ulf Zeder, Suchtkoordinator der Stadt Graz, bekräftige noch einmal die Bedeutung der beiden Caritas-Einrichtungen für die Stadt: „Ich kann mir vieles wegdenken aus Graz, aber bestimmt nicht den Kontaktladen und auch nicht die Marienambulanz!“

Festakt & Podiumsdiskussion

Im Anschluss an das Pressegespräch wurden die BesucherInnen des Festaktes im Grazer Gemeinderatssaal von Stadtrat Kurt Hohensinner in Vertretung von Bürgermeister Sigfried Nagl, sowie von Landesrätin Doris Kampus und von Stadtrat Robert Krotzer begrüßt, die die Arbeit von "Marienambulanz" und "Kontaktladen & Streetwork im Drogenbereich" lobten und deren Bedeutung für die Stadt herausstrichen. Weitere Programmpunkte waren unter anderem die Präsentation eines Imagevideos des "Kontaktladen & Streetwork im Drogenbereich", sowie eine hochkarätige Podiusmdiskussion zum Thema "Zukunft einer niederschwelligen Gesundheitsversorgung" mit Bernd Leinich (Geschäftsführer Gesundheitsfonds Steiermark), Ulf Zeder (Suchtkoordinator Stadt Graz), Martin Schenk (Armutskonferenz, Diakonie) Sigrid Pilz (Patientenanwältin Stadt Wien) und Ursula Trummer (Center for Health and Migration).

Und auch Caritasdirektor Herbert Beiglböck würdigte die Arbeit von "Marienambulanz" und "Kontaktladen & Streetwork im Drogenbereich", bevor die Gäste im Rathaus gemeinsam mit den Caritas-MitarbeiterInnen in zwangloser Atmosphäre auf die ersten 20 Jahre der beiden Einrichtungen zurückblicken konnten.

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