„Es taugt mir, weil ich weiß, ich kann alles selbst tun“: Die 41-jährige Rosa, die mit einer psychischen Beeinträchtigung lebt, ist stolz auf ihre Selbstständigkeit. Ihre Geschichte ist eine von zwölf Erfahrungsberichten aus dem neuen Wirkungsbericht der Caritas Steiermark, den die Geschäftsleitung am Mittwoch im Schubert-Kino in Graz präsentiert hat. In dem digitalen Jahresrückblick, der online unter www.caritas-wiewirwirken.at zu sehen ist, berichten zwölf Menschen, wie sie in den unterschiedlichen Bereichen der Caritas Hilfe gefunden haben.
Caritasdirektor Herbert Beiglböck erinnerte bei der Präsentation daran, wie wichtig es sei, die eigene Blase zu verlassen, um ein Verständnis für die Lebensrealität anderer zu entwickeln. Ebenso wichtig sei es für die gesamte Gesellschaft, niemanden auszuschließen: „Es geht immer um Teilhabe. Es wird auf Dauer nicht gut gehen, wenn wir große Teile der Bevölkerung ausschließen. Das gefährdet unsere soziale Stabilität und den sozialen Frieden, den wir haben“.
Vom Pflegewohnhaus bis zur Auslandshilfe
Einblicke in den Caritas-Alltag erhielten die Gäste in Videos, die die Bandbreite der Tätigkeitsbereiche von der Pflege im Pflegewohnhaus über die sozialpädagogische Begleitung Jugendlicher bis hin zu Projekten für Romakinder in Bulgarien darstellen. Als wichtige Erfahrung benannten die BereichsleiterInnen Petra Prattes, Rolf Spiegel, Peter Wagner und Franz Waltl mit der unmittelbaren Hilfe in der jeweiligen Lebenslage auch die Einsamkeit der Menschen zu durchbrechen. Dies ziehe sich durch alle vier Bereiche der Caritas: Bildung und Interkultur, Betreuung und Pflege, Hilfe für Menschen in Not sowie Beschäftigung und Sachspenden.
Über 104.000 Menschen erreicht
Bei einem Jahresbudget von 98,3 Millionen Euro erreichte die Caritas im vergangenen Jahr in der Steiermark und in der Auslandshilfe insgesamt mehr als 104.000 Menschen. Fast 10 Millionen Euro kamen aus Spenden, knapp 71 Millionen waren Entgelte für Dienstleistungen. Dazu kamen Subventionen und Zuschüsse der öffentlichen Hand sowie kirchliche Beiträge in Gesamthöhe von rund 17 Millionen Euro.
Menschlichkeit spürbar machen
In einem Gespräch, das den digitalen Wirkungsbericht einleitet, reflektieren Filmemacherin Marie Kreutzer und Caritasdirektor Beiglböck über Entwicklungen in der Gesellschaft. Darin kommt Kreutzer auch auf die Kritik an der Caritas zu sprechen: „Ich glaube aber, dass das auch eine positive Folge hat, dass nämlich die Menschen wieder stärker drauf aufmerksam werden, was die Caritas und andere NGOs eigentlich machen, und was sie für die Gesellschaft tun.“ Caritas-Direktor Beiglböck ergänzt: „Wir wollen ein Netzwerk der Nächstenliebe sein, wo niemand durchfallen kann. Damit in der Gesellschaft ein bisschen mehr an Menschlichkeit spürbar ist.“
Poetry Slam
Der Auftritt von Poetry Slammerin Precious Nnebedum rundete die Präsentation stimmungsvoll ab. Die zweifache österreichische Vizemeisterin im U20-Poetry Slam trug passend zum Thema einen Text über Problemsituationen der heutigen Zeit vor - und warum still zu bleiben zwar bequem, aber keine Lösung ist.