Der Caritasdirektor wünscht sich weniger soziale Härte in der österreichischen Politik und ein stärkeres Verständnis füreinander in unserer Gesellschaft. Dieser Kommentar war in leicht abgeänderter Form am 17. November 2018 anlässlich des bevorstehenden Elisabethsonntags in der Kleinen Zeitung zu lesen.
Wir erleben in diesen Tagen eine Debatte über die Zukunft der Mindestsicherung und der Notstandshilfe, die zunehmend in scharfem Ton geführt wird. Menschen, die auf Sozialleistungen angewiesen sind, werden mit Misstrauen angesehen. Bisweilen habe ich dabei das Gefühl, einen politischen Wettbewerb zu beobachten: Wer legt größere Härte an den Tag, wer ist unnachgiebiger? Nicht nur bei uns. In vielen Ländern ist die aktuelle Politik von Männern geprägt, die Härte zeigen. Die genau wissen, was Gut und Böse ist, und wie man das Schlechte bekämpft.
Wo ich als Caritasdirektor große Bedenken habe, ist, dass Schwäche und Bedürftigkeit klar dem Bösen zugeordnet werden, das es zu bekämpfen gilt. Als könnte man soziale Probleme lösen, indem man Notlagen wegdiskutiert oder Betroffene diffamiert. Es macht mich auch nachdenklich, wenn das Einstehen für Schwache belächelt wird und jene, die helfen, als „Gutmenschen“ abgestempelt werden. So wird die Kluft zwischen denen, die überzeugt sind, dass jeder alles schaffen könne, wenn er nur will und jenen, die im Leben straucheln, immer tiefer.
Was wir daher dringend brauchen in unserer Gesellschaft, ist Begegnung. Daher brauchen wir neue Modelle und Formen sozialen Lernens, und das in einer breiten, verbindlichen Form. Verständnis füreinander und gesellschaftlicher Zusammenhalt wachsen an Erfahrungen miteinander und an einer Auseinandersetzung, die von Interesse und Empathie getragen ist. Wir brauchen die Gutmenschen. Gut sein, das heißt auch: einander gut sein, einander mit Respekt begegnen, gütig urteilen. Jeden Menschen in seiner Würde zu sehen, unabhängig von seiner materiellen oder gesellschaftlichen Situation.
Die Heilige Elisabeth, deren Fest wir am Montag feiern, war ein Mensch, der uns dies vorgelebt hat. Auch in ihrer Zeit wurden die Armen und an den Rand Gedrängten als Bedrohung empfunden. Wer für sie sprach und handelte, wurde geächtet. Ich bin aber überzeugt, und ihr Beispiel zeigt uns das: Auch wenn kurzfristig Härte und Unbarmherzigkeit politischen Erfolg bringen, wird unsere Gesellschaft auf Dauer von jenen geprägt, die an das Gute glauben und es tun.