Bewohnerin Ursula Molitschnig, Caritasdirektor Herbert Beiglböck, Hausverwalterin Ursula Kölbl-Kasper, Referatsleiterin Rosa Bernat-Reisinger, Bewohner Wilfried Kramer © Caritas

Leistbar Wohnen als Modell und Lernprozess

 

Leistbares Wohnen ist ein Lernprozess für alle Beteiligten: Das war das Resumee einer Podiumsdiskussion zum Thema „Leistbar Wohnen – eine soziale Herausforderung“, zu der die Caritas am Mittwochabend eingeladen hatte. Im Festsaal des Haus Maria – Leistbar Wohnen Lend der Caritas in der Keplerstraße in Graz tauschten BewohnerInnen, Hausverwalterin Ursula Kölbl-Kasper, die Leiterin des Referats Sanierungen in der Fachabteilung Energie und Wohnbau beim Land Steiermark Rosa Bernat-Reisinger und Caritasdirektor Herbert Beiglböck  Erfahrungen aus.

Zeigen, wie es geht

„Wir haben ein Modell entwickelt, das zeigt, wie es geht, Wohnungen so anzubieten, dass sie für Menschen mit kleinem Budget leistbar und am Ende wirtschaftlich zu führen sind“, erklärte Caritasdirektor Beiglböck. „Damit wollen wir den Wohnungsgenossenschaften einen Anstoß geben, um selbst Ähnliches umzusetzen.“ Caritas und Diözese Graz-Seckau schaffen in vier Objekten insgesamt 100 Wohnungen für Menschen mit kleinem Budget.

Führung als Wohnheim

Die Caritas führt die Häuser als Wohnheime; hier sollen einerseits Menschen einen Platz finden, die aus betreuten Situationen kommen und erstmals wieder selbstständig leben, andererseits Menschen, die etwa als MigrantInnen oder MindestsicherungsbezieherInnen auf dem freien Wohnungsmarkt geringe Chancen haben.

„Meine Wohnung ist klein, aber gut eingerichtet, mit Bad, Bett und Kleiderstange. Ich fühle mich wohl und  ich kann sie selbst bezahlen - das ist gut“, berichtete Wilfried Kramer, der seit mehreren Wochen im Haus Maria in Lend lebt. Die Gemeinschaftsräume im Haus erlebt er als Erweiterung der eigenen Wohnung: „Man kann sich unterhalten, gemeinsam fernsehen, wir lernen uns kennen“, beschrieb er den Alltag in dem Haus.

Neue Förderungen angedacht

Der umfassende Umbau des Gebäudes an der Ecke Keplerstraße/Mariengasse wurde vom Land gefördert. „Dass das Haus als Wohnheim geführt wird, ist ein Vorteil, weil gemeinsame Einrichtungen mitberechnet werden können“, erklärte Referatsleiterin Bernat-Reisinger. „Im Land gibt es die Überlegung, künftig auch im Rahmen des Geschossbaus und der umfassenden Sanierung Gemeinschaftsräume mit zu fördern.“

Kölbl-Kasper, die ein Projekt der Diözese in der Steyrergasse verwaltet, verwies auch auf heikle Aspekte im Alltag „Der Aufwand ist von Seiten der Verwaltung größer und wichtig ist ein guter Koordinator vor Ort“, hielt sie fest. „Wir wollen natürlich, dass das Haus in Ordnung ist, und wenn Probleme auftauchen, versuchen wir in Gesprächen gemeinsam Lösungen zu finden. Aber wenn es gar nicht geht, muss es auch in einem wohlwollenden Projekt Konsequenzen geben“.

Lernerfahrungen weitergeben

„Unser Angebot ist ein Lernfeld“, betonte Caritasdirektor Beiglböck: „Wie gelingt ein Miteinander von unterschiedlichen Menschen, die zum Teil etwas mehr Betreuung brauchen, und wie kann der Anspruch gelingen, Solidarität im Alltag zu leben“. Beiglböck hofft auf Nachahmer: „Wir werden unsere Modelle evaluieren und stehen für alle Projekte gerne als Bündnispartner zur Verfügung – wir wollen dabei nichts verdienen, aber gerne unsere Erfahrungen weitergeben.“

Gemeinschaft als Schlüsselbegriff

Ursula Molitschnig, Bewohnerin des Haus Josef in der Caritas sieht sich auf der „Durchreise“: Ihr zu groß gewordenes Haus musste sie nach dem Auszug der Kinder aufgeben. Das angestrebte gemeinsame Wohnprojekt mit Gleichgesinnten „für die letzte Lebensphase“, ist erst im Entstehen. „Für mich ist hier die Gemeinschaft der Schlüsselbegriff. In unserem Haus leben Menschen vom Neugeborenen bis zum 76-Jährigen, es ist sehr bunt. Für mich ist das auch eine Antwort auf eine gesellschaftliche Entwicklung.“ Dem schloss sich Caritasdirektor Beiglböck an: „Wir sind Gemeinschaftswesen und brauchen die Unterstützung der anderen, das wollen wir fördern.

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Foto (von links, honorarfrei, credit: Caritas): Bewohnerin Ursula Molitschnig, Caritasdirektor Herbert Beiglböck, Hausverwalterin Ursula Kölbl-Kasper, Referatsleiterin Rosa Bernat-Reisinger, Bewohner Wilfried Kramer