„Gebt mir eure Müden, eure Armen, eure geknechteten Massen, die frei atmen wollen, die Missachteten und Zurückgewiesenen (eurer dichtgedrängten Küsten). Schickt sie mir, die Heimatlosen, die vom Sturm Getriebenen, hoch halte ich mein Licht am goldenen Tor!" - Diese Worte, die auf dem Sockel der Freiheitsstatue stehen, „könnten auch für eine gastfreundliche Kirche stehen“, meint Pastoralamtsleiter Karl Veitschegger in seiner Begrüßung zum diesjährigen Pfarr-Caritas-Tag.
Leitsatz dieses Tages war dabei ein Vers aus dem neutestamentlichen Hebräerbrief: „Vergesst die Gastfreundschaft nicht, denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.“ (Hebräer 13,2) Gelebte Gastfreundschaft kann auf diese Weise auch zur Begegnung mit Gott führen, wie Veitschegger ausführt: „Immer wenn Menschen wagen, Neues und Fremdes bei sich aufzunehmen, sich mit ihm vertraut zu machen – klug und respektvoll – kann dieses Neue und Fremde für sie zum Engel, zum Boten Gottes, zum Wort Gottes werden.“
Gastfreundschaft als ethische Voraussetzung
Fremde zu bewirten und sicher zu beherbergen zählt zu den wesentlichen Elementen alttestamentlicher Gastfreundschaft, wie die Theologin Sigrid Eder in ihren Impulsen darstellte. Die Versorgung von Fremden ist in vielen gesetzlichen Forderungen geregelt. Gastfreundschaft hingegen wird vorausgesetzt und gehört zur Ethik.
Dass auch Gott Gastgeber ist, zeigte Sigrid Eder anhand des Psalms 23, eine Rolle, die er durch das Wirken Jesu auch im Neuen Testament einnimmt. Jesus agierte als Gastgeber (etwa beim Letzten Abendmahl), aber auch als Gast, wie Bischofsvikar Hermann Glettler aufzeigte.
Projekte und Workshops
Gastfreundschaft geschieht dabei immer auch spontan und in der steirischen Kirche in einer großen Vielfalt. Diese Vielfalt zeigte sich auch in 12 Workshops, in denen sich Projekte gelungener Gastfreundschaft präsentierten. Neben Initiativen aus Pfarren und der Caritas stellten sich dabei auch freiwillig organisierte Projekte vor, etwa die Initiative „Miteinander in Andritz“, die sich im Grazer Bezirk Andritz um die umfassende Begleitung von asylwerbenden Menschen bemüht oder auch die „Plattform Gastfreundschaft“, die für ein gutes Zusammenleben von Menschen in Liezen eintritt.
Nicht nur die Initiatoren solcher Projekte, sondern auch alle Teilnehmenden an diesem Pfarr-Caritas-Tag sind ein „Teil der Menschen, die sagen ‚Wir können es schaffen‘“ – wie Caritasdirektor Herbert Beiglböck in Bezug auf Herausforderungen in unserer Gesellschaft am Ende dieses Tages betonte. Wichtig ist es dabei auch den Leuten „die Pfarr-Caritas-Arbeit näherzubringen“ und so Interessierte zur Mitarbeit einzuladen, sodass die Caritas noch stärker „Andockstation zur Beteiligung und Hilfestellung“ werden könne, so Beiglböck weiter.
Mit der Einladung ein mitgegebenes Säckchen Tee mit Menschen zu teilen, ging es für die Teilnehmenden wieder nach Hause. Gastfreundschaft soll auf diese Weise ganz konkret weitergetragen und so ein Stück gastfreundlicher Kirche sichtbar gelebt werden.
Anton Tauschmann