Neuer Hausleiter im SPWH Leoben

„Man muss Lebenserfahrung mitbringen“

 

Ein Interview mit Pflegedienstleitung Manuela Haindl und Neo-Hausleiter Klaus Hinger im SPWH Leoben.

 

Nach vielen bewegten Jahren in Australien und Neuseeland startet der gelernte Koch Klaus Hinger in sein nächstes Abenteuer – als neu ernannter Hausleiter des Pflegewohnhauses Leoben. An der Seite der Pflegedienstleiterin Manuela Haindl versucht er, den Bewohnerinnen und Bewohnern das Gefühl zu vermitteln, dass sie in ein neues Zuhause eingezogen sind. Hier sollen sie so selbstbestimmt wie möglich leben. Die beiden sind in ihren Sichtweisen auf der gleichen Linie – gerade beziehen sie ihr neues gemeinsames Büro im Haus. Inmitten der Umzugsarbeiten haben wir sie zu einem kurzen Interview gebeten.

 

Glauben Sie, der stressige Job in der Küche hat Ihnen für Ihre jetzige Aufgabe als Hausleiter etwas gebracht?

Klaus Hinger: Ich glaube nicht, dass man diesen Job mit wenig Lebens- und Berufserfahrung machen kann. Man muss eine gesetzte Persönlichkeit haben um diesen Job erfolgreich über die Bühne zu bringen. Außerdem muss man extrem flexibel sein, und zwar in alle Richtungen: Behörden, Bewohnerinnen und Bewohner, Angehörige, Personal…

 

Welche Vision haben Sie für das Haus?

Klaus Hinger: Wir sind noch nicht dort, wo ich hinkommen will. Für jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter im Haus muss die erste Priorität sein, dass es unseren Bewohnerinnen und Bewohnern gut geht. Wir haben uns dieser Aufgabe absolut unterzuordnen. Sich bei unserer Arbeit auf die uns anvertrauten Menschen zu konzentrieren ist aufgrund der vielen behördlichen Auflagen, die wir haben, manchmal schwierig, da vieles „rundherum“ zu erfüllen ist.

 

Es ist natürlich wichtig, dass dokumentiert wird.

Manuela Haindl: Ja, aber teilweise wird die Arbeit totdokumentiert. Ein Beispiel ist die Aktivierung. Wir müssen nachweisen, dass wir sieben Stunden Aktivierung pro Woche leisten, obwohl wir viel mehr als diese sieben Stunden in der Woche mit den Bewohnerinnen und Bewohnern arbeiten. Es wird Gedächtnistraining gemacht, es wird „Mensch-ärgere-dich nicht gespielt“, es wird gestrickt, geschnapst und vieles mehr. Allein die Wohngruppe – für unsere von Demenz betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner - erfüllt an einem einzigen Tag die gesetzliche Vorlage für eine ganze Woche.

 

Also wird die Bürokratie wirklich als Korsett empfunden?

Klaus Hinger: Ja, absolut. Leben zu verlängern alleine kann nicht genug sein. Es muss Hand in Hand gehen, dass die Qualität des Lebens im Alter auch passt. Es gehört sehr viel geändert in der Gesellschaft, wie man mit dem Thema Alter und Altern umgeht.

 

Frau Haindl, was denken Sie ist wichtig bei dem Job als Pflegedienstleitung?

Manuela Haindl: Wichtig ist, dass man den Überblick für das ganze Haus bewahrt und gleichzeitig Ansprechperson für die Bewohnerinnen und Bewohner, die Angehörigen aber auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gleichzeitig muss man darauf achten, dass man für die Bewohnerinnen und Bewohner das Beste von Seiten der Pflege herausholen kann. Sprich, ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, wo man Ressourcen nutzt und die noch vorhandenen Fähigkeiten trainiert.

 

Und im Bezug auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, was ist da wichtig?

Manuela Haindl: Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist wichtig, dass man ihnen Sicherheit bei ihrer Arbeit vermittelt und sie für ihre Leistungen lobt. Außerdem ist es wichtig einen Arbeitsplatz zu schaffen, wo psychische, als auch körperliche Gesundheitsförderung möglich ist.

 

Was ist nach Ihrem Gefühl das schwierigste an dem Job?

Manuela Haindl: Ich glaube das Schwierigste an dem Job im Pflegewohnhaus ist die Gratwanderung zwischen den Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner und denen ihrer Angehörigen. Die Bewohnerin oder der Bewohner haben oft andere Bedürfnisse als dies der Angehörige wahrnimmt; der Angehörige will selbstverständlich auch das Bestmögliche für seinen pflegebedürftigen Verwandten. Und da ist das Pflegepersonal sehr gefordert, richtige Entscheidungen zu treffen.

Eine große Motivation für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist jetzt auch die Wohngruppe, weil sie dort sehen, was unsere Bewohnerinnen und Bewohner noch selber können. Sie haben zum Beispiel nicht geglaubt, dass Frau A noch Gemüse oder Obst schneiden kann. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motiviert das, nicht aufzugeben und wahrzunehmen: „Da geht noch was.“

 

Was denken Sie ist besonders wichtig, wenn man in ein Pflegewohnhaus einzieht?

Klaus Hinger: Ich denke, es gehört auch dazu, dass man im Alter eine Beschäftigung oder eine Aufgabe hat. Wir sind gerade dabei die Interessen unserer Bewohnerinnen und Bewohner herauszufinden. Wir wissen zum Beispiel, dass eine der Damen einen grünen Daumen hat. Da besorgen wir fünf Bonsai, um die sie sich täglich kümmern kann – das ist dann ihre Aufgabe. Wir sind kein Krankenhaus, kein Hotel, die Menschen sind hier nicht im Urlaub, sondern es ist ihr Zuhause. Und es ist unsere Aufgabe ihnen zu vermitteln, dass es ihr Zuhause ist.

 Informationen zum Senioren- und Pflegewohnhaus Leoben