Das Marienstüberl in Graz versorgt seit 20 Jahren täglich über 250 Bedürftige mit heißen Mahlzeiten, einer warmen Stube und einem offenen Ohr. Leiterin Schwester Elisabeth Gruber ist seit 14 Jahren im Marienstüberl und erzählt über die Besucher, eine oft erschreckende Wirklichkeit und die Kraft, die man braucht, um hier freiwillig mitzuhelfen.
Wie kann man sich einen Besucher des Marienstüberls vorstellen?
Schwester Elisabeth: Das Marienstüberl ist eine Begegnungsstelle für einsame Menschen. Darum kommen auch Pensionisten her. Denn wenn man allein ist und niemanden zu reden hat, auch dann ist man arm. Diese Menschen geben beim Mittagessen oft eine kleine Spende her, die Höhe der Spende liegt zwischen 10 Cent und 1 Euro, je nachdem, wie viel die Person verdient. Dann können diese Menschen sagen: „So, hier bin ich zuhause.“ Das Marienstüberl ist also ein Stück weit Familienersatz. Bis hin wo man auch die Toten begräbt, wenn jemand stirbt. Wir tun also alle Werke der Barmherzigkeit.
Also ist das Marienstüberl weit mehr als Essen?
Schwester Elisabeth: Essen schafft zum Einen mal einen Zugang zu den Menschen. Es ist mir wichtig, dass der Klient zuerst einmal gegessen hat und nicht hungrig sein muss. Sonst braucht man ja gar kein Gespräch anfangen. Dort liegt für mich ja der wunde Punkt: Erst, wenn ich dem Menschen zu Essen gegeben habe, kann ich Gespräche führen. Davor nimmt einen ein hungriger Mensch nicht ernst.