Portrait Michael Landau

Caritas begrüßt Aufstockung der EU-Hilfe in Nachbarländern Syriens

Landau: „Die direkte Hilfe für Flüchtlinge in den Nachbarländern Syriens rettet Leben und bewirkt, dass Menschen in der Nähe ihrer Heimat Sicherheit und Zukunftschancen haben.“

Zur Versorgung syrischer Flüchtlinge in Nachbarstaaten des Bürgerkriegslandes gibt die EU eine Milliarde Euro zusätzlich. Darauf verständigten sich die EU-Staats- und -Regierungschefs bei ihrem Gipfel in Brüssel.

Nach über 4 Jahren Krieg in Syrien leiden die Menschen, die aus ihrem Heimatland in die Nachbarländer geflohen sind, unter Angst und Perspektivenlosigkeit.

"Die Hälfte der 4 Millionen Flüchtlinge in der Türkei, Jordanien und dem Libanon sind Kinder. Viele dieser Kinder sind traumatisiert. 100.000e Kinder leben als Flüchtlinge in den Nachbarländern ihrer ehemaligen Heimat ohne Schule, ohne die Chance auf eine Zukunft. Die Sorge um sie treibt die Eltern weiter auf die Flucht. Eine rasche und langfristig kalkulierbare Hilfe für diese Region ist daher eine ausgezeichnete Investition, die die EU heute leisten kann", so Michael Landau.

Die Nothilfe für die 4 Millionen Menschen die im Libanon, in Jordanien und in der Türkei leben ist nicht gesichert. Seit Anfang 2015 musste das World Food Programme der UN seine Unterstützung für 1,6 Millionen Flüchtlinge im Libanon, Jordanien, Irak, der Türkei und in Ägypten sukzessive kürzen.

"Diese Kürzungen hatten und haben dramatische Folgen für die Menschen: Aufgrund fehlender Mittel erhalten Flüchtlinge nur mehr etwa 12 Euro im Monat als Lebensmittelhilfe. Für manche wurde die Hilfe sogar auf 6 Euro reduziert. Damit haben viele Familien ihre letzten Reserven verbraucht. Kinder werden aus der Schule genommen, die schrecklichen Konsequenzen sind Kinderarbeit, Prostitution und Zwangsehen. Damit ist die Lage für die Menschen hoffnungslos, denn die meisten möchten in ihre Heimat zurück, aber auch dort ist ein Ende des Terrors nicht in Sicht", analysiert Landau und weiter: "Die substantielle Sicherung der humanitären Hilfe vor Ort muss ein zentraler Baustein im Umgang mit der Flüchtlingsherausforderung in Europa sein. Die nicht gesicherte Hilfe vor Ort und die daraus folgende Angst und Perspektivenlosigkeit, die verzweifelte Sorge um die Gegenwart und die Zukunft der Kinder treibt Menschen in die Flucht. Aber Hilfe ist möglich und Hilfe wirkt."

Die geplante Schaffung von Hotspots an den EU-Außengrenzen bis November sieht Landau verhalten als einen möglichen von mehreren notwendigen Schritten in der derzeitigen Situation. Vieles bleibt bei dem Vorhaben aber noch unklar. "Wenn Menschen, die Schutz brauchen, diesen auch rasch erhalten und auch rasch in einem Mitgliedsland Aufnahme finden, ist das ein guter Schritt. Ein prüfendes Auge wird aber darauf zu legen sein, wie in diesen Zentren die Beurteilung zustande kommt, wer eines Schutzes bedarf und wer nicht, d.h. wer schlussendlich in einen anderen Mitgliedstaat gebracht wird und wer abgeschoben wird. Hier sind Genfer Flüchtlingskonvention, Europäische Menschenrechtskonvention und EU-Regelungen auf Punkt und Beistrich einzuhalten. Unklar bleibt in diesem Zusammenhang aus heutiger Sicht auch die Frage des Rechtsschutzes. Außerdem sind selbstverständlich menschenwürdige Aufnahmebedingungen in diesen Aufnahmezentren sicher zu stellen." Damit ein Verteilungssystem wie geplant auch funktioniert, sei sicher zu stellen, dass in allen EU-Mitgliedstaaten tatsächlich einheitliche Standards der Aufnahme und der Verfahren bestehen und Asylberechtigte nach der Anerkennung auch Perspektiven im Land erhalten. Außerdem müsse auf bestehende Anknüpfungspunkte (Familie, Sprache) Rücksicht genommen werden. 

Als außerdem notwendige Maßnahmen sieht Landau die Schaffung legaler Wege zur Einreise direkt aus Krisengebieten, wie zum Beispiel humanitäre Visa, erweiterte Familienzusammenführungen und ein reguläres Resettlementprogramm.

Was macht die Caritas Österreich? 

Seit Ausbruch der Krise in Syrien hat die Hilfe der Caritas Österreich, ermöglicht durch die Österreicherinnen und Österreicher über 112.000 Menschen in Syrien, Jordanien und dem Libanon erreicht.

 

(Presseaussendung 24.9.2015)