Am späten Mittwochabend (26. August) kam es in einem Caritas-Quartier für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge in der Südsteiermark zu einem bedauernswerten Vorfall mit drei verletzten Asylbewerbern. Polizei und Rettung waren rasch vor Ort, es waren keine AnrainerInnen mit einbezogen.
Die Auseinandersetzung zwischen mehreren Jugendlichen aus Afghanistan zwischen 14 und 17 Jahren hatte bereits an einem Sportplatz begonnen. Der Hintergrund dieser Auseinandersetzung ist bislang unklar. Vor dem Haus kam es dann kurz nach 21 Uhr zum lautstarken Streit zwischen mehreren Jugendlichen. Ein 14-Jähriger holte im Zuge der Auseinandersetzung aus der Küche des Hauses zwei Messer und verletzte damit zwei andere Jugendliche (15 und 17 Jahre).
Der diensthabende Sozialbetreuer wurde unmittelbar aktiv und alarmierte sofort die Polizei und die Rettung. Drei Jugendliche trugen zum Teil stark blutende Wunden davon und wurden von der Rettung erstversorgt. Sie wurden in das LKH Wagna bzw. in das LKH Graz gebracht. Ein weiterer Jugendlicher begleitete seinen Freund, war aber selbst nicht verletzt.
Betretungsverbote
Der Jugendliche, der für die Eskalation verantwortlich war, konnte noch in der Nacht aus dem Krankenhaus entlassen werden. Er wurde von der Polizei festgenommen und ist in Haft. Die Polizei verhängte auch gegen den 15-jährigen und den 17-jährigen Beteiligten ein Betretungsverbot. Das Jugendamt ist eingeschaltet.
Weitere Mitarbeiter der Caritas, darunter ein Dolmetscher, kamen noch in der Nacht in das Flüchtlingsquartier und kümmerten sich um die anderen Bewohner des Hauses. Auch das Kriseninterventionsteam des Landes war als Ansprechpartner vor Ort.
Für die Caritas ist eine Rückkehr des Hauptverantwortlichen für die Eskalation in das Quartier ausgeschlossen. Er dürfte mit dieser Handlung seine Chancen auf eine gute Zukunft in Österreich massiv beeinträchtigt haben und wird auf alle Fälle die entsprechenden aslyrechtlichen Konsequenzen zu tragen haben.
Auch die beiden anderen beteiligten Jugendlichen werden nicht mehr in die Einrichtung zurückkehren.
Zwei derartige Vorfälle in 15 Jahren
Die meisten Flüchtlinge im Quartier kommen aus Afghanistan. Die Caritas betreut seit rund 15 Jahren minderjährige Flüchtlinge in verschiedenen Einrichtungen in der Steiermark, derzeit rund 100. Die Auseinandersetzung ist der zweite derartige Vorfall in dieser langen Zeit. In beiden Fällen blieben die Streitigkeiten innerhalb der Gruppe, es wurden keine Unbeteiligten mit einbezogen.
Unbegleitete Minderjährige brauchen intensive Betreuung
Die Erfahrung der Caritas zeigt, dass unbegleitete Minderjährige in immer jüngerem Alter als Flüchtlinge nach Österreich kommen. Diese Jugendlichen, die alleine aus ihrem Heimatland geflohen sind, brauchen intensive Betreuung in höchster Qualität. Viele sind traumatisiert und haben auf der Flucht schlimme Erfahrungen gemacht. Gerade Konflikte wie der aktuelle Fall unterstreichen, wie notwendig eine umfassende Betreuung ist.
Pädagogisches Konzept der Caritas
Das pädagogische Konzept der Caritas in der Betreuung dieser Jugendlichen setzt darauf, ihnen mit einer klaren Tagesstruktur und möglichst intensiver Betreuung wieder ein Gefühl der Sicherheit, einen Rahmen für das eigene Leben und Orientierung zu geben. Psychologische und sozialtherapeutische Betreuung helfen, Traumata zu überwinden, sich in die Gruppe einzuordnen und sich in der neuen Umgebung zu orientieren. Dazu kommen Sprachkurse und oft Begleitung in der Freizeit durch freiwillige Helfer. Auf diese Weise ist bisher die Integration der betreuten Jugendlichen in hunderten Fällen rasch und positiv gelungen.
In dem Quartier in der Südsteiermark ist ein multiprofessionelles Team mit insgesamt neun PsychologInnen und SozialpädagogInnen rund um die Uhr im Haus, darunter ist auch ein muttersprachlicher angehender Pädagoge. Von der Bevölkerung und den politisch Verantwortlichen wurden die Jugendlichen in diesem neuen Quartier auf vorbildhafte Weise willkommen geheißen. Die Schulpflichtigen unter den jugendlichen Bewohnern werden demnächst die örtliche NMS besuchen. Die Caritas bittet die Bevölkerung weiterhin um diese wertvolle und wichtige Unterstützung und um eine positive Haltung gegenüber den Jugendlichen.