Traiskirchen: Caritas bittet BürgermeisterInnen und Länder um Hilfe

Caritas Präsident Michael Landau appelliert an 2.100 BürgermeisterInnen: "Jeder Bürgermeister, jede Bürgermeisterin und jede Gemeinde kann dazu beitragen, dass kein Flüchtling in Österreich obdachlos sein muss."

Bei der Präsentation ihres Berichts zur Situation im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen vergangenen Freitag sprach die Menschenrechtsorganisation Amnesty International schon im Vorfeld von einem "Menschenrechtsskandal". Gemeint ist die Situation von tausenden Flüchtlingen, die noch immer unter widrigsten Umständen und zum Teil zur Obdachlosigkeit verurteilt, im Erstaufnahmezentrum des Bundes ausharren müssen.

"Ich habe das Lager selbst besucht", sagt Caritas Präsident Michael Landau. "Ich habe Kinder gesehen, die ihre Habseligkeiten in Müllsäcken verschnürt bei sich trugen. Andere, die unter Bäumen schliefen. Ich habe alte Menschen getroffen, die auf Karton am Boden lagen. Männer und Frauen, die versucht haben, Häusernischen notdürftig mit Decken zu verhängen, um so ein letztes Stück Privatsphäre zu haben und um sich vor Hitze und Regen zu schützen. Die sanitären Anlagen sind überlastet, die medizinische Versorgung und die Versorgung mit Essen sind angespannt. Die Situation macht mich tief betroffen. Gerade auch in dem Wissen, dass wir die Not dieser Menschen verhindern könnten. Die Erstaufnahmestelle bedeutet eine humanitäre Niederlage ersten Ranges."

Zelte auf Dauer keine Option Caritas Präsident Michael Landau appelliert vor diesem Hintergrund: "Es sollte nicht länger um die Frage gehen, wer diese Misere zu verantworten hat. Es muss jetzt einzig darum gehen, was jeder und jede von uns dazu beitragen kann, um die Situation zu entlasten. Wir sind alle gefordert, denn Traiskirchen geht uns alle an: Bund, Länder und Gemeinden gemeinsam mit den Vertretern der Kirchen und der Zivilgesellschaft. Vor allem aber richtet sich meine Bitte an die 2.100 BürgermeisterInnen unseres Landes: Jeder Bürgermeister, jede Bürgermeisterin und mit ihnen jede Gemeinde kann ganz wesentlich dazu beitragen, dass in Österreich kein Flüchtling zur Obdachlosigkeit verurteilt wird - sei es indem man zusätzliche Quartiere schafft oder sich der Öffnung von Bundeseinrichtungen nicht verwehrt. Auch die Öffnung leerstehender Kasernen muss endlich in Angriff genommen werden. Wir müssen jetzt für feste Quartiere sorgen, denn Zelte sind im nahenden Herbst und Winter keine Option!"

So hilft die Caritas
Die Caritas betreut derzeit im Rahmen der Grundversorgung etwa 30 Prozent der AsylwerberInnen in Österreich, also 15.000 Personen, 4.500 in eigenen Quartieren, rund 10.500 mobil und ist damit die größte Trägerorganisation in diesem Bereich.

Die Caritas ist bereits seit mehreren Wochen mit dem Omni.Bus in Traiskirchen vor Ort, um Sachspenden anzunehmen und an Flüchtlinge auszugeben. "Das Engagement und die Solidarität der BürgerInnen sind überwältigend und sehr ermutigend. In den vergangenen Wochen konnten wir gemeinsam tausende Willkommenspakete schnüren. Wir haben an einem Wochenende 700 regenfeste Schlafsäcke verteilt und die Flüchtlinge vor Ort mit Kleidungsstücken und Hygieneartikeln versorgt. Die bisherigen Ausgaben machen uns sicher: Diese Hilfe wird gebraucht", so Landau, der an dieser Stelle auch das Angebot der Caritas erneuert, in Traiskirchen selbst unterstützend tätig zu sein. "Wir haben dem Innenministerium vorgeschlagen, eine Sachspendenausgabe direkt in Traiskirchen selbst durchzuführen. Dieses Angebot bleibt weiter aufrecht. Denn wir sind ganz einfach überzeugt, dass es sinnvoll wäre, das Erstaufnahmezentrum zumindest teilweise für katastrophenerprobte Hilfsorganisationen wie die Caritas und das Rote Kreuz zu öffnen."

So können auch Sie helfen!

  • Geldspende
    Mit 50 Euro für eine Matratze in einem neuen Flüchtlingshaus: IBAN: AT92 6000 0000 0770 0004
    Kennwort: Caritas Flüchtlingsfonds 
  • Zeitspende
    Wir suchen laufend freiwillige Helfer für den Caritas Omni.Bus in Traiskirchen. Anmeldungen unter https://doodle.com/v587if9stwizmkmc
  • Wohnraum für Flüchtlinge
    Unter der Nummer: +43/676/3152108 (Mo - Fr von 08:00 - 12:00) oder machbarinnot@caritas-wien.at (für ganz Österreich!)