Caritas Generalsekretär Wachter: „Die Bilder aus Traiskirchen machen betroffen. Dennoch: das österreichweite Engagement für Flüchtlinge ist ermutigend.“
„Die Bilder aus Traiskirchen, die nach wie vor Tag für Tag an die Öffentlichkeit gelangen, machen fassungslos und betroffen: Obdachlose Kinder in einer Betreuungsstelle des Bundes sind eine humanitäre Niederlage“, so Caritas Generalsekretär Bernd Wachter. „Als Caritas haben wir große Sorge, dass hier mit Bildern der sichtbaren Not Politik gemacht werden soll. Wir sagen jedoch ganz klar: Politik am Rücken schutzsuchender Menschen ist aufs Schärfste zu verurteilen. Und das unglaubliche Engagement und die Solidarität der Zivilgesellschaft macht uns sicher: Eine solche Politik wird auch von einem Großteil der Bevölkerung nicht mitgetragen.“
Wachters Appell an die verantwortlichen PolitikerInnen in Bund und Ländern: „Lassen Sie sich von diesem Mut, von dieser Hilfsbereitschaft und von dieser Solidarität der Bevölkerung berühren und tragen Sie das Ihre dazu bei, dass die Bilder obdachloser Kinder in Traiskirchen endlich der Vergangenheit angehören! Wenn Menschen, die in Österreich eine sichere Bleibe suchen, obdachlos sind und zwei Drittel der Gemeinden nach wie vor keine Flüchtlinge unterbringen, braucht es dringend mehr Verbindlichkeit“, so Wachter. „Die anstehende Aufgabe ist mit einer gemeinsamen Anstrengung von Bund, Ländern und Gemeinden sowie mit Unterstützung der Zivilgesellschaft, der Kirchen und der Hilfsorganisationen bewältigbar. Die Beispiele Klosterneuburg, Horn, Neudörfl oder Alberschwende, machen uns sicher: Es gibt menschliche Alternativen zu einer vom Bund verwalteten Obdachlosigkeit in Traiskirchen. Es geht jetzt nicht darum, weitere Gipfelgespräche zu führen, sondern um einen breiten Schulterschluss – darum, rasch und gezielt zu handeln."
„Auch als Caritas haben wir große Anstrengungen unternommen, um mehr Unterkünfte für AsylwerberInnen zu finden. Gemeinsam mit Pfarren und Klöstern betreut die Caritas heute österreichweit mehr als 4.400 AsylwerberInnen im Rahmen der Grundversorgung – das sind knapp 10 Prozent der insgesamt 43.000 AsylwerberInnen in Grundversorgung. Zusätzlich werden 10.500 Menschen mobil betreut“, verweist Wachter in diesem Zusammenhang auch auf die jüngsten Quartierszahlen der Caritas. Die Caritas konnte so in den vergangenen zwölf Monaten 1.700 zusätzliche Plätze für schutzsuchende Menschen schaffen. In der mobilen Betreuung werden heute, verglichen mit Juli 2014, doppelt so viele Menschen versorgt. Beispielgebend sei hier etwa die Vorgangsweise der Diözese Eisenstadt, die bis zum Jahresende die kirchlichen Plätze von derzeit 54 auf rund 200 erhöhen wird. Oder auch das Stift Admont, das das hiesige leerstehende Schülerheim vom Land Steiermark gekauft hat und bis September Räumlichkeiten für 70 Asylwerber adaptiert. Dank der Unterstützung von Bürgermeister, Gemeinde und Kirche konnte die Caritas Ende Mai nicht zuletzt auch in Horn ein neues Flüchtlingsquartier für 100 Frauen, Kinder und Männer eröffnen. Und Wachter abschließend: „Für die Zukunft gilt, was auch in den vergangenen Monaten galt: Wir stehen weiter bereit, um zusätzliche Quartiere anzubieten.“
(Presseaussendung 23.7.2015)