Claudio Niggenkemper verschlug es nach seinem Philosophiestudium zum Megaphon. Die Arbeit gibt ihm wertvolle neue Einblicke in die Lebenssituation der Personen, die das Magazin verkaufen.
Als ich meine Schulzeit mit Mühe und Not beendet habe, tat ich das, was viele tun: Studieren. Der Weg führte über einige Abbiegungen zur Philosophie und Kulturwissenschaft und blieb es bis zum Abschluss auch. Der Sozialbereich war zu diesem Zeitpunkt noch weit entfernt, ebenso wie der Journalismus – von einer Kombination ganz zu schweigen. Der Weg führte mich weiter, weg aus meiner Heimatstadt Münster hin nach Österreich. Planlos und stets kritisch, wie man sich Philosophieabsolvent*innen vorstellt, bewarb ich mich auf ein Praktikum beim Megaphon. Reinschnuppern in die journalistische Arbeit des Printsektors war das Ziel. Das ist mittlerweile fast 2 Jahre her und ich bin noch immer da. Glücklicherweise jedoch nicht mehr als unbezahlter Praktikant.
Seither bin ich das “Bindeglied” zwischen Vertrieb und Redaktion. Ob ich diesem Titel immer gerecht werde, vermag ich nicht zu beantworten. Was ich durch die Nähe zu den Verkäufer*innen weiß, ist, dass die Realitäten zwischen mir und Ihnen weiter auseinanderklaffen als naiv erhofft. Armut, Diskriminierung und die tägliche Konfrontation mit lebensverändernden Unsicherheiten sind Wegbegleiter jener, die zur Bewältigung des Lebens tagtäglich auf den Straßen ein Magazin verkaufen. Der direkte Kontakt hilft dabei, diesen Umstand zu erkennen und den Sinn dafür zu schärfen, wie miteinander umgegangen werden sollte.
Der Schritt aus dem akademischen Elfenbeinturm tut gut und weh zugleich, denn er zeigt, dass das, was man meint doch auf einer Metaebene verstanden zu haben, weitaus komplexer ist. Über diese Erkenntnis freue ich mich jedes Mal aufs Neue!